Für Klima- und Hochwasserschutz ist Stadtgrün lebenswichtig

von Bernhard Simon

Tote und Verletzte, zerstörte Orte und vernichtete Existenzen: Die jüngsten Unwetter verursachten viel menschliches Leid und Sachschäden in Milliardenhöhe. Während die Aufräumarbeiten noch laufen, ist die Diskussion um mehr Investitionen in effizientere Schutzmaßnahmen bereits in vollem Gange.

„Doch wirksamen Klima- und Hochwasserschutz gibt es nur mit mehr Grün in den Städten!“ mahnt Jan Paul für die Initiative „Grün in die Stadt“ des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL). „Stadtgrün ist lebenswichtig: Wir brauchen dringend mehr davon, als Versickerungsflächen bei Starkregen und zum kühlenden Ausgleich bei Hitze.“

Hitze, Regen und Sturm: Der Sommer 2021 lässt sich kaum als solcher bezeichnen. Klimaforscher sagen voraus, dass es künftig immer mehr extreme Wetterereignisse geben wird. Die gleichzeitige Zunahme versiegelter Flächen in den Städten erhöht das Risiko für Hochwasser und Überschwemmungen zusätzlich – und gefährdet Leben.

Dach- und Fassadengrün nimmt neben CO2 auch Regenwasser auf, bindet es erstmal und führt es der Vegetation zu. Damit ist es eine wichtige Maßnahme im Kampf gegen Starkregenereignisse und zur Entlastung der Abwassersysteme. (Foto: Optigrün)

Unwetter: Große Belastungen für die deutsche Wirtschaft
Für die Sachversicherer kam es in den letzten Monaten laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zum zweitgrößten Hagel- und Starkregenschadensfall seit fast 20 Jahren. Sie rechnen mit Versicherungsschäden von rund 1,7 Milliarden Euro – 400 Millionen davon allein durch Wasserschäden infolge von Starkregen.

Investitionen in Flächen-Entsiegelung und Versickerung retten Leben – und sparen Kosten!
„Wasserumleitungen und -speicherungen können nicht nur vor Überflutungen schützen, sie sparen auch Kosten. Denn sie minimieren Sachschäden und das Wasser kann an anderen Stellen sogar Trinkwasser ersetzen“, erläutert BGL-Vizepräsident Jan Paul. „Eine zusätzliche Herausforderung ist, dass auf Regenfälle und Sturm häufig Hitzewellen und anhaltende Trockenheit folgen. Wir müssen mehr asphaltierte und betonierte Flächen entsiegeln und begrünen, um Regen- und Dürreperioden besser abzumildern!“

Die wesentlichen Ansätze, um Überschwemmungen und Hochwasser entgegenzuwirken, sind Versickerung, Rückhaltung und Verdunstung von Regenwasser. Grünflächen, Parks und Dachbegrünungen nehmen einen Großteil der Regenmengen auf und speichern sie direkt am Niederschlagsort, um sie später dem Grundwasser und dem Vegetationskreislauf zuzuführen. Dadurch wird das Abwassersystem entlastet.

Städte und Gemeinden können neben Grünflächen weitere Versickerungsanlagen schaffen, zum Beispiel in Form von Rigolen, das sind unterirdische Speicher für eingeleitetes Regenwasser. Auch Schachtversickerungen sowie sickerfähige Beläge sind sinnvoll. Begrünte Versickerungsoptionen gibt es viele und sie lassen sich an jedes Gebiet individuell anpassen: von Versickerungsmulden an versiegelten Fuß- und Radwegen, bis zu platzsparenden Rigolen oder Versickerungsschächten bei schwer durchlässigen Deckschichten.

Versickerungsmulden helfen, asphaltierte Straßen zu entwässern. Oberflächlich abfließendes Regenwasser kann sich darin sammeln und langsam versickern. (Foto: BGL/Michael Henze)

Zukunftsmodell Schwammstadt
„Letztendlich sollten alle Städte und Kommunen langfristig auf ein Schwammstadt-Konzept als Zukunftsmodell hinarbeiten“, rät BGL-Vizepräsident Jan Paul. Da eine Schwammstadt grob so funktioniert, dass sie Wasser aufnimmt und zwischenspeichert, anstatt es zu kanalisieren und abzuleiten, kann sie besser auf Regen- und Trockenzeiten reagieren. Auch Dach- und Fassadenbegrünung nutzt Niederschläge effektiv. Gründächer halten über 60 Prozent des auf sie treffenden Regenwassers zurück. Dies versickert anschließend oder fließt verzögert in die Kanalisation ab. Außerdem unterstützen die begrünten Flächen die CO2-Reduzierung und eine ausgewogene Stadtklimatisierung.

„Es gibt nicht die eine Lösung. Vielmehr ist es die Summe der Maßnahmen von öffentlichem, gewerblichem und privatem Grün, die messbare Erfolge bringt“, stellt Jan Paul fest. Letztendlich sollten EntscheiderInnen sowohl den Fokus auf die Bodengestaltung legen, als auch Dachbegrünung fördern, das Wassermanagement stärker gewichten und Ausgleichsflächen schaffen. Asphaltierte Straßen können durch Baumgruben und Versickerungsmulden entwässert werden; wasserdurchlässige Materialien ersetzen andere Oberflächen. Zusätzlich können geeignete Pflanzen einen wichtigen Beitrag zur Klimaverbesserung und damit auch zum Hochwasserschutz leisten.

Je grüner eine Stadt, umso besser kann sie Starkregen nutzen.
Dabei tragen auch kleine Grünflächen dazu bei, die Stadt zu schützen und Schäden zu verhindern. Angepasste Finanzierungsoptionen für Grünflächen und Versickerungsmaßnahmen finden Stadtplaner beim Förder-Check von „Grün in die Stadt“.

Grün in die Stadt ist eine Initiative des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. Die Initiative bündelt Informationen zu vielen positiven Aspekten städtischen Grüns und den passenden Fördermöglichkeiten für Städte und Kommunen: https://www.gruen-in-die-stadt.de/

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Bernhard Simon – 
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