BGI: Branche muss sich auf die aktuelle Situation einlassen

von Bernhard Simon

Großhandel setzt auf längerfristig funktionierende Strukturen in der Corona-Krise und nimmt nachfolgend Stellung:

Die ersten kleinen Lockerungen der strikten Beschränkungen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus begrüßt der BGI als grundsätzlich richtigen Schritt und als Kompromiss unter Berücksichtigung der Erwägungen zum Gesundheitsschutz und der Belange der Wirtschaft.

Als positives Zeichen zählt der BGI auch die Öffnung der Gartenmärkte und Gartencenter. Dass mit der Öffnung der Geschäfte bis 800 m² auch die meisten Blumengeschäfte von den Lockerungen profitieren können, wird von den Großhändlern ebenfalls positiv bewertet. Es ist zu hoffen, dass die lokalen Behörden vor Ort diese Möglichkeiten im Sinne der Geschäfte umsetzen werden.

Viele Endverbraucher haben in diesen Zeiten den Wert des lokalen Einzelhandels wiederentdeckt und kleine Geschäfte durch ihre Bestellungen unterstützt. Dies und die geöffneten Gartencenter in den meisten Bundesländern haben dazu geführt, dass der Großhandel zu Ostern im Durchschnitt zufriedenstellende Umsätze verzeichnen konnte, wenn auch mit großen regionalen Unterschieden.

Bereitschaft zur Veränderung

Die Sicherheitsmaßnahmen, wie die „ein Kunde auf 20m²-Regel“, die Einhaltung des Abstands im Geschäft, die Organisation der Wartenden vor der Tür mit Abstandsmarken, kontaktloses Bezahlen und das Maskengebot beim Einkauf, erfordern von den kleinen Geschäften und den Gartencentern viel Organisationsgeschick. Die Großhändler des BGI sind aber davon überzeugt, dass die meisten ihrer Kunden ihre Kreativität nutzen werden, um die Auflagen für den Gesundheitsschutz der Kunden und die Arbeitssicherheit der Mitarbeiter trotz des notwendigen Aufwands zu erfüllen.

Grundsätzlich einheitliche Regelungen

BGI Präsident Norbert Engler (Foto: BGI)

„Wir alle wünschen uns geöffnete Geschäfte. Mit den Beschlüssen des Bundes und der Länder gelten ab dem 27. April endlich weitestgehend einheitliche Regeln in den Bundesländern, an denen sich nun auch alle Städte, Kommunen und deren Ordnungsämter orientieren und je nach Situation vor Ort entscheiden können. Alle Einkaufswege für Blumen- und Pflanzen sind für den Endverbraucher wieder zugänglich, wenn die Geschäfte die entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen treffen. Dies ist für den Großhandel von entscheidender Bedeutung, der so seine logistischen Strukturen wieder auf- und ausbauen kann, um für eine zuverlässige Belieferung des Einzelhandels zu sorgen“, so BGI Präsident Norbert Engler.

Großhandel strukturiert innerbetriebliche Abläufe neu

Zum größtmöglichen Schutz seiner Partner und Mitarbeiter haben auch die Großhändler des BGI in den vergangenen Wochen mit großem Aufwand ihre innerbetrieblichen Abläufe neu strukturiert. Mit Schichtdiensten, separaten Teams und neu geregelter innerbetrieblicher Logistik von der Warenannahme, über die Kommissionierung bis zur Auslieferung haben die Unternehmen alles unternommen, um die Lieferkette aufrecht zu erhalten. Neben Investitionen in die organisatorischen Abläufe sind auch viele Mittel in die technische Ausstattung geflossen, um die Digitalisierung von der Warenbeschaffung über das Angebots- und Bestellwesen bis hin zur Ausstattung der Arbeitsplätze und der Ausweitung der Kommunikationsmöglichkeiten zu optimieren.

Deutsche Produktion mit öffentlichen Mitteln stützen

Dass die niederländische Regierung ein Unterstützungspaket von 600 Millionen Euro zum Ausgleich der Exporteinbußen für niederländische Gartenbaubetriebe aus dem Zierpflanzenbau und Teile des Obst- und Gemüsebaus verabschiedet hat, stützt den internationalen Markt. Der BGI hält auch ein niedrigschwelliges staatliches Notpaket für die deutsche Produktion für notwendig, erklärt Norbert Engler: „Der BGI schließt sich der dringenden Forderung des Zentralverbands Gartenbau an, auch die deutschen Produktionsbetriebe im Zierpflanzenbau, die von der Krise besonders hart getroffen sind, zu unterstützen.“

Innereuropäischer Handel wichtig für die Angebotsbreite

Erhebliche Sortimentsbereiche für den deutschen Markt stammen aber auch aus anderen Ländern Europas wie Italien und Spanien. Um diese Einkaufsquellen auch für die Zukunft zu sichern, setzt sich der BGI gemeinsam mit seinem Dachverband Union Fleurs und einer Vielzahl von grünen Verbänden in Brüssel auch für eine europäische Unterstützung für Unternehmen der gesamten Branche ein.

Internationale Handelswege offen halten

Auch in den Zierpflanzen produzierenden Ländern Afrikas und Südamerikas sind über lange Jahre aufgebaute Lieferketten vom Zusammenbruch bedroht. Die niedrige Nachfrage und Preiseinbrüche in den Zielmärkten haben die sozioökonomische Situation dort enorm verschärft. Viele Arbeitsplätze und Existenzen stehen in den Schwellenländern auf dem Spiel. Derzeit gibt es darüber hinaus begrenzte Frachtkapazitäten für Blumenexporte. Linienflüge im Personenverkehr, die bisher auch zum Warentransport genutzt werden konnten, finden nicht statt und die weltweit gestiegene Nachfrage nach Luftfracht treibt die Preise in die Höhe. Cargoflüge stehen damit in erster Linie dem Gesundheits- und Lebensmittelbereich zur Verfügung. Es ist für die exportierendem Länder von enormer Bedeutung dass die Funktionsfähigkeit der Flughäfen, der Häfen, der Handelsrouten, des Zolls, der phytosanitären Inspektionen aufrechterhalten werden und Frachtraum zu erschwinglichen Preisen zur Verfügung gestellt wird. Die zusätzlichen Transport- und Handlingkosten sollten nicht allein den Produzenten aufgebürdet werden, sondern über die gesamte Lieferkette bis hin zum Endverbraucher verteilt werden. Dass höhere Preise am Markt durchgesetzt werden können, zeigen die aktuellen Preissteigerungen im Obst- und Gemüsesektor.

Neue Formen des Handlings

„Es ist wichtig, dass wir nun Strukturen entwickeln mit denen wir längerfristig arbeiten können. Die gesamte Branche muss sich auf diese „neue Normalität“ einlassen, denn wir wissen alle, dass die Entwicklung eines Impfstoffs gegen Corona noch geraume Zeit in Anspruch nehmen wird. Der Großhandel ist mit seiner ausgeprägten Dienstleistungsmentalität und einer guten digitalen Ausstattung für die neuen Formen des Handlings gut gerüstet, um als Partner für die Produktion und den Einzelhandel eine starke Rolle einzunehmen“, betont der BGI-Präsident.

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Bernhard Simon – 
Dienstleistungen für die “Grüne Branche”

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