Baumarktbranche in 2021 beeinflusst durch Corona und Wetter

von Bernhard Simon

Das Jahr 2021 bleibt unberechenbar, und das bislang nicht im positiven Sinne. Einem deutlichen Umsatzrückgang für die deutschen Bau- und Gartenfachmärkte durch die unverhältnismäßig breit ausgeweitete Lockdown-Phase folgte eine spürbare Verunsicherung der Kunden im kalten und verregneten Frühsommer, die die Lust auf Garten- und Außenrenovierungsaktivitäten deutlich eindämmte.

Auch konkurriert die Branche nach dem sehr statischen Jahr 2020 wieder stärker mit den üblichen Ausgabekategorien wie dem Reisedrang, den die Menschen nach den Einschränkungen wieder stärker ausleben. Dennoch und trotz möglicher Lockdown-Gedanken sehen die Branchenhändler durchaus hoffnungsfroh auf die zweite Jahreshälfte.

„Bislang haben die Bau- und Gartenfachmärkte in Deutschland nicht viel Glück mit diesem erneut völlig atypischen Jahr gehabt. Konnte die Branche in 2020 noch durchgehend von ihrer anerkannten Systemrelevanz profitieren, haben die langwierigen Lockdown-Beschränkungen des stationären Geschäftes besonders im ersten Quartal und danach die ausgesprochen ungünstige Wetterentwicklung das erste Halbjahr ernsthaft verhagelt“, so BHB-Hauptgeschäftsführer Dr. Peter Wüst. Zudem sei aktuell festzustellen, dass Kunden ursprünglich geplante größere Projekte aufgrund von Materialengpässen und steigender Preise oftmals zurückstellten. Aufgelaufen hat die Branche nur 10,03 Mrd. Euro erwirtschaftet (-15,2 Prozent / -15,9 Prozent flächenbereinigt).

Quelle: GfK-Total-Store-Report, D/ A/ CH für Juni 2021 (Stand August 2021)

„Auch wenn der Baumarkthandel sein Online-Geschäft mittlerweile solide ausgebaut und die Prozesse dazu in der Pandemie noch deutlich verbessert hat, konnte dies die Verluste durch die behördlichen Beschränkungen des stationären Einkaufs in unseren Märkten nicht ausgleichen“, betont auch BHB-Vorstandssprecher Franz-Peter Tepaß. „Nach wie vor machen die Märkte mit Ihren Fachabteilungen, dem riesigen direkt verfügbaren Warensortiment, der Beratung vor Ort und dem persönlichen Kontakt den Löwenanteil des Geschäftes aus, und dies wird auch künftig in weiten Teilen so bleiben“.

Auch, wenn die Aufholjagd nach dem Corona-bedingten Stillstand in Deutschland trotz eines Zwischenhochs im März noch nicht wie gewünscht läuft, rechnen die Bau- und Gartenfachmärkte doch in der zweiten Jahreshälfte mit einer Stabilisierung. Der in der Pandemie neu belebte Trend zum Gestalten des eigenen Zuhauses wird sich fortsetzen. Die Menschen haben bereits viele Projekte umgesetzt und haben viel Freude und Know-How entwickelt. Viele Trends (Home Office etc.) sprechen für die Branche. Über allen Prognosen hängt aber weiterhin das Damoklesschwert der Pandemiebekämpfung. Die Branche zeigt aktuell bei der Bekämpfung der Hochwasserschäden, wie wichtig die Produkt- und Serviceangebote sind. Zudem helfen die Händler vor Ort in vielfacher Art und Weise durch Material- und Finanzspenden.

Nur Holz bleibt leicht im Plus

Analog zum Minus in der Gesamtumsatzentwicklung weist auch die Betrachtung der einzelnen Sortimentsgruppen deutlich rückläufige Zahlen auf. Auch hier muss allerdings Erwähnung finden, dass sich die Werte an der Sondersituation im Pandemiejahr 2020 messen, als die Kunden die Märkte regelrecht gestürmt haben.

So bleiben im Vergleich 21 von 22 Sortimentsgruppen unter Vorjahr, lediglich die Kategorie Holz agiert mit einer Steigerung von 0,6 Prozent leicht im Plus. Die größten Verluste (wohlgemerkt immer gemessen am atypischen Vorjahr) liefen in den Kategorien Haushaltswaren (-32,6 Prozent), Eisenwaren/ Sicherungstechnik (-26,2 Prozent) und Wohnen/ Dekoration (-25,6 Prozent) auf. Dass diese Werte tatsächlich der ungünstigen Kombination aus Lockdown und Schlechtwetter geschuldet sind, zeigt die Einzelbetrachtung des Monats Juni, der nach Ende der Beschränkung und vor den katastrophalen Unwettern im Juli schon wieder umgekehrte Vorzeichen auswies.

Einpendeln bei den Nachbarn

Ließ sich in Österreich zum Jahresstart noch ein kräftiges Umsatzhoch feststellen (allerdings hier gemessen am Vergleichszeitraum 2020 mit dem dortigen längerfristigen Lockdown), zeigte sich das zweite Quartal weitaus schwieriger. Zweistelligen Zuwächsen im ersten Quartal folgte ein Rückgang in Q2, so dass sich kumuliert aber immer noch ein Plus von +8,3 Prozent bei einem Bruttoumsatz von 1,61 Mrd. Euro im ersten Halbjahr ergibt. Erfolgreichste Sortimentsbestandteile waren hierbei Automotive (+24,1 Prozent), Holz (+20,7 Prozent) sowie Technik/ Büro/Unterhaltung (+17,2 Prozent). Rückläufig waren Farben/ Anstrichmittel (-4,9 Prozent) und Haushaltswaren (-1,0 Prozent).

Quelle: GfK-Total-Store-Report, D/ A/ CH für Juni 2021 (Stand August 2021)

In der Schweiz zeigte sich das Jahr 2021 umsatztechnisch bislang durchweg positiv. Zwar konnten die atypisch hohen Zuwächse aus dem ersten Quartal (+46,2 Prozent) im Q2 nicht mehr aufrechterhalten werden, dennoch legen die Bau- und Gartenfachmärkte insgesamt im ersten Halbjahr um 17,9 Prozent auf 2,15 Mrd. Schweizer Franken zu, ebenfalls im Vergleich mit einem Vorjahreszeitraum unter weitgehenden Lockdown-Bedingungen. Zu den Spitzensortimenten dort zählen Lebendgrün (+31,3 Prozent) und Holz (+26,8 Prozent).

Quelle: GfK-Total-Store-Report, D/ A/ CH für Juni 2021 (Stand August 2021)

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Bernhard Simon – 
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