Tiefengeothermie – Eine Energiequelle für den Gartenbau?

von Bernhard Simon

Über die Tiefengeothermie ist eine klimaneutrale Energiegewinnung möglich. Kann sie auch für den Gartenbau und das Heizen von Gewächshausen genutzt werden? Beispiele in Deutschland und den Niederlanden zeigen, dass es technisch möglich. Doch welche Voraussetzungen, Herausforderungen und Möglichkeiten bringt das Thema Tiefengeothermie mit sich?

Dieser Frage gingen 27 Teilnehmende aus Wirtschaft und Politik in einem Online-Seminar im Rahmen des INTERREG-Projekts „Agropole“ nach, das von Agrobusiness Niederrhein e.V. und Brightlands Campus Greenport Venlo organisiert wurde. Das Projekt fördert den deutsch-niederländischen Austausch im Agrobusiness und stärkte auf diese Weise die Wirtschaftskraft der Grenzregion. Es wird durch das INTERREG-Programm Deutschland-Nederland unterstützt.

Ist die Energiegewinnung aus Tiefengeothermie zukunftsfähig? (Foto: Agrobusiness Niederrhein e.V.)

2019 lag in Deutschland der Anteil erneuerbarer Energien im Bereich der Stromversorgung bei 42 Prozent, bei der Wärmeerzeugung bei 14 Prozent und im Verkehrswesen bei sechs Prozent. „Oberflächengeothermie und Tiefengeothermie spielen noch eine untergeordnete Rolle“, berichtet Leonhard Thien von der EnergieAgentur NRW. Insgesamt stammten 2019 circa neun Prozent der Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien aus Geothermie. Angesichts der Klimaziele soll die Produktion und Nutzung erneuerbare Energien in den nächsten Jahren weiter ausgebaut und gefördert werden.

Als klare Vorteile der Geothermie nennt Thien unter anderem die Möglichkeit, Kälte, Wärme und Strom aus unerschöpflichen Reservoirs erzeugen zu können, und damit eine regionale, heimische Wertschöpfung zu ermöglichen. In München beispielsweise gibt es einige Geothermie-Projekte, die als Energiequelle für Gemeinden und Privathaushalte dienen. Auch ein Gartenbaubetrieb, der Gemüse anbaut, profitiert hier von Geothermie. In NRW hingegen gibt es bisher kein realisiertes Projekt, jedoch sind erste Reservoiranalysen in Form einer Seismik für die nahe Zukunft geplant.

Herausforderungen sind bisher langwierige Genehmigungsverfahren, hohe Kosten für Probebohrungen und Inbetriebnahme sowie das Risiko, nicht ausreichend hohe Temperaturen oder zu geringe Fördermengen zu erzielen, die eine Anlage unwirtschaftlich machen würden. Radboud Vorage von AgriProject, Vorsitzender der Dutch Association Geothermal Operators (Niederländische Vereinigung für Geothermie-Betreiber), war schon in die Planung und den Bau vieler Geothermie-Anlagen in den Niederlanden involviert. Bis zu fünf Jahre kann es dauern, bis eine Anlage errichtet ist. Bisher sei die Anzahl der Projektanfragen deutlich höher als die Zahl der Genehmigungen. Er berichtet von einer Versicherung, die einen Teil der Kosten bei einer „Fehlbohrung“ zurückerstattet. In Deutschland hat sich das System einer klassischen Versicherung laut Thien noch nicht durchgesetzt. Man arbeite aber an einem Konzept, das die Voruntersuchungen und Testbohrungen günstiger oder weniger riskant macht.

Eine weitere Herausforderung ist die Akzeptanz in Politik und Gesellschaft, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass eine geothermische Anlage nicht gelegentlich auch zu seismischen Aktivitäten wie leichten Erdbeben führen kann. So gibt es in der Provinz Limburg beispielsweise geothermische Anlagen, die nach leichten Erdbeben stillgelegt wurden. Bis heute konnte weder ein kausaler Zusammenhang zwischen den Anlagen und den seismischen Ereignissen nachgewiesen noch widerlegt werden. Letztendlich entschieden die Behörden. Das Risiko seismischer Ereignisse ist vom Untergrund abhängig. Im Westen der Niederlande ist das Risiko gering und es werden weitere Anlagen errichtet, während in Limburg aktuell keine weiteren Anlagen geplant sind.

Sicher ist, dass das Thema z.B. in Bayern und im Nordwesten der Niederlande weiterverfolgt wird. Die Diskussion hat gezeigt wie wichtig ein grenzüberschreitender Austausch auf dem Gebiet ist, da Entscheidungen oder Ereignisse auf der einen Seite der Grenze auch Auswirkungen auf Menschen auf der anderen Seite der Grenze haben.

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