Marktentwicklung bei Blumen und Pflanzen in 2017

von Bernhard Simon

Top-Kulturen ungeschlagen – Markt auf normalem Niveau

Wie schon nach den ersten drei Quartalen des Jahres 2017 zu vermuten war, konnte der Zierpflanzenmarkt sein hohes Niveau aus dem Vorjahr nicht halten. Nach Schätzungen der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) sank das Marktvolumen auf gut 8,6 Milliarden Euro (zu Einzelhandelspreisen). Dieses Minus von rund 0,1 Milliarden Euro zum Vorjahr führt zu einem Marktniveau wie 2012 oder 2014.

Dies spiegelt sich auch in den durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben wider. Knapp 105 Euro gab jeder Verbraucher in Deutschland 2017 durchschnittlich für Blumen und Zierpflanzen aus.

Sortiment scheint zu schrumpfen – Top-Kulturen legen weiter zu
Von den knapp 105 Euro Pro-Kopf-Ausgaben entfielen auf Schnittblumen rund 36 Euro. Dies macht die eher kurzlebigen Produkte nach wie vor zum wichtigsten Marktsegment. Mit einem Rückgang der Ausgaben um rund 1 Prozent konnte das bisherige Marktvolumen von 3 Milliarden Euro (zu Einzelhandelspreisen) nicht ganz erreicht werden. Allerdings präsentiert sich die Entwicklung auf Jahresbasis deutlich besser als nach den ersten neun Monaten vermutet. Das vierte Quartal verlief außergewöhnlich gut und konnte den Markt so teilweise stabilisieren. Rosen, Tulpen und Chrysanthemen sind weiterhin auf Top-Positionen. Sie konnten ihren Anteil an den Top 10 sogar noch ausweiten. So steigerten Rosen, die seit Jahren unangefochten auf Platz 1 stehen, ihren Anteil um weitere 3 Prozentpunkte. Auf diese, auch als Königin der Schnittblumen bekannte Art, entfallen mittlerweile gut 47 Prozent der Ausgaben. Tulpen legten um weitere 2 Prozentpunkte zu. In 2017 machten Tulpen knapp 14 Prozent des Marksegments aus.

Kulturen profitieren von breitem Sortiment
Sowohl bei Rosen als auch bei Tulpen steht dem Handel und Kunden ein sehr breites Sortiment – für fast jeden Geschmack – zur Verfügung. Zusätzlich profitieren die beiden Top-Kulturen vom Fokus des Systemhandels (Baumärkte, Lebensmitteleinzelhandel (LEH), Discounter und Sonstige). Der Systemhandel konnte dem Fachhandel (Blumenfachgeschäfte, Gärtnereien, Gartencenter und Wochenmärkte) in diesem Bereich erneut Ausgaben abnehmen.

Es ist davon auszugehen, dass diese Kulturen weiterhin von den mehrfarbigen Monosträußen profitieren konnten. Einige Discounter und Lebensmitteleinzelhändler fokussieren sich auf diese. Chrysanthemen auf Platz 3 legten zwar ebenfalls zu, erreichten die Zuwachsraten der beiden Spitzenreiter aber bei weitem nicht. Die Kulturen auf den Plätzen 4 bis 7: Auch Sonnenblumen, Gerbera, Lilien und Amaryllis steigerten ihre Anteile an den Top 10 ebenfalls leicht. Pfingstrosen profitierten von den gesunkenen Ausgaben für Orchideen und sicherten sich mit rund 2 Prozent den 8. Platz. Die auf Platz 9 verdrängten Orchideen liegen knapp vor Freesien, die durch ihr gutes Ergebnis Nelken aus den Top 10 verdrängten. Das Kopf an Kopf Rennen um den letzten Platz scheint sich zwischen diesen beiden Kulturen fortzusetzen.

Zimmerpflanzen – weiterhin Sorgenkinder
Nachdem sich das Segment der Zimmerpflanzen 2016 endlich zu stabilisieren schien, gab es 2017 einen weiteren Rückgang. Mit einem Minus von insgesamt rund 3 Prozent werden die 1,5 Milliarden Euro (zu Einzelhandelspreisen) nicht mehr ganz erreicht. Wie schon in der Vergangenheit, zeigen sich die Rückgänge vor allem bei den blühenden Zimmerpflanzen. Grüne Zimmerpflanzen konnten ihren Markt mit gut 0,4 Milliarden Euro stabil halten. Vor allem im letzten Quartal schwächelten die blühenden Zimmerpflanzen im Vorjahresvergleich. Insgesamt sanken die Pro-Kopf-Ausgaben auf rund 18 Euro, davon knapp 13 Euro für blühende Zimmerpflanzen. Orchideen mussten 2016 einen herben Dämpfer hinnehmen. 2017 bauten sie den Anteil am schrumpfenden Markt wieder etwas aus.

Mit 34 Prozent führen sie die Top 10 mit gewohnter Souveränität an. Weihnachtssterne auf Platz 2 verloren einen Prozentpunkt und machen in 2017 10 Prozent des Marktsegments aus. Dicht gefolgt belegen Topf-Rosen mit 9 Prozent den Platz 3, wie auch im Vorjahr. Die Kulturen auf den Plätzen 4 bis 10: Kalanchoe und Alpenveilchen tauschten die Plätze wieder einmal. Beide Kulturen verschlechterten sich im Vergleich zum Vorjahr. Alpenveilchen verloren deutlich – fast 2 Prozentpunkte. Sie liegen nun mit 7 Prozent auf Platz 5. Amaryllis auf Platz 6 verbesserten sich hingegen um 2 Plätze und landeten so vor Hortensien. Diese verteidigen weiterhin den 7. Platz. Aufgrund der ungünstigen Witterung schafften es Narzissen im Vorjahr in die Top 10. In 2017 erreichten diese den 8. Platz und schoben sich noch vor Anthurien, die ebenfalls einen Platz gut machen konnten. Azaleen verloren fast 2Prozentpunkte, womit sie mit einem Anteil von 4 Prozent das Schlusslicht bilden.

Beet- und Balkonpflanzen weiter auf Vormarsch
Mit einem Plus von weniger als einem Prozent erreichte das Marktvolumen der Beet- & Balkonpflanzen das Ergebnis von 2014 nicht ganz. Rund 1,8 Milliarden Euro wurden für diese Pflanzen 2017 ausgegeben. Der frühlingshafte März sorgte dabei für ein umsatzstarkes 1. Quartal, während der kühle April das 2. Quartal trotz guter Geschäfte im Mai und Juni insgesamt leicht schwächer ausfallen ließ. Durchschnittlich gab jeder Verbraucher in Deutschland knapp 22 Euro für Beet-  und Balkonpflanzen aus.

Schwächelnde Umsätze der Klassiker
Wie in den vergangenen Jahren schwächelten die Umsätze der großen Klassiker, was sich an leicht sinkenden Anteilen an den Top 10 zeigt. Nach wie vor gibt es in diesem Sortiment fortlaufend Innovationen und neue Arten und Sorten, die den Klassikern das Leben anscheinend zunehmend erschweren.

Geranien, die bis 2016 durchgehend auf Platz 1 lagen, konnten den Spitzenplatz 2017 nicht von der Heide zurückerobern. Der Abstand nimmt sogar weiter zu. Heide hielt ihren Anteil fast stabil, dagegen verloren Geranien um einen Prozentpunkt auf 10 Prozent. Die deutlich geringeren Abstände der Top Kulturen zu ihren Verfolgern sind eine Folge des schnellen Sortimentswechsels innerhalb der Beet- und Balkonpflanzensaison. Die Plätze 3 bis 7 belegen wie im Vorjahr Stiefmütterchen, Chrysanthemen, Petunien und Beetbegonien. Hier büßten lediglich Letztere geringe Anteile ein. Bei den anderen Kulturen lässt sich von konstanten Entwicklungen sprechen. Gänseblümchen stiegen einen Platz auf und stehen nun an 8. Stelle. Die Plätze 9 und 10 belegen dagegen Kulturen, die es im Vorjahr nicht in die Top 10 schafften. Sowohl der Verkauf von Lavendel als auch der von Strauchmargeriten lief 2017 so gut, dass sie Verbenen und Fuchsien aus den Top 10 verdrängten. Im Vorjahr standen diese Kulturen auf den Plätzen 8 und 10.

(Quelle: AMI/ZVG)

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