Blumengroßhändler sehr zufrieden mit dem Geschäft zum Valentinstag

von Bernhard Simon

„Der kluge Mann baut vor“, diese bekannte Redewendung galt in diesem Jahr ganz besonders im Zusammenhang mit der Planung des Valentinsgeschäftes im Blumengroßhandel. Die Blitzumfrage vom Verband des deutschen Blumen- Groß- und Importhandels (BGI) ergab, dass der Blumengroßhandel auf seine bewährten, langfristigen Lieferketten setzen und damit die Preisanstiege bei Schnittblumen durch gestiegene Fracht-, Logistik und Energiekosten etwas bremsen konnte.

Gute Umsätze bei hohem Preisniveau

Die Blumengroßhändler zeigten sich sehr zufrieden mit dem Verlauf des diesjährigen Valentinstages. Nach dem Kampf gegen den Lockdown und das kalte Wetter im Vorjahr, waren fast frühlingshafte Temperaturen und bundesweit geöffnete Blumengeschäfte in diesem Jahr äußerst willkommen. Mit durchschnittlich 30 Prozent mehr Umsatz, bei rund 13 % höheren Preisen über das gesamte Sortiment, zeigten sich die Kunden des Großhandels in Kauflaune. Traditionell spielt der Valentinstag in den östlichen Bundesländern keine so große Rolle, hier setzt der Handel auf ein gutes Geschäft zum Frauentag. Ausgezeichnete Umsätze machte der Süden der Republik, vor allem Bayern und der Stuttgarter Raum lieben das Blumengeschenk zum Valentinstag. Nicht bei allen Händlern ist allerdings bereits das Vor-Pandemie-Niveau erreicht.

Der Blumengroßhandel zeigt sich sehr zufrieden mit dem Geschäft zum Valentinstag (Foto: BGI)

„Nicht mehr so auf ‚Rot‘ fixiert“

Da alles Rote zum Valentinstag beliebt und daher auch teuer ist, setzten viele Floristen bei Ihrem Einkauf im Großhandel auf Alternativen. Pink und Rosa standen dabei ganz oben auf der Liste, aber auch „bunt und frühlingshaft“ war sehr beliebt. Hier gab es allerdings große Preissprünge nach oben, während der Preis bei roten Rosen am letzten Einkaufstag vor Valentin an den Versteigerungen sogar fiel. Bei Chrysanthemen – vor allem Santinis – und Tulpen drehte sich die Preisspirale deutlich nach oben. Beliebt waren außerdem Gerbera, kleinblütige rote Rosen für gemischte Sträuße, Alstroemerien, Freesien, Anemonen oder Ranunkeln. Die Floristen seien nicht mehr so auf rote Produkte fixiert, äußerten einige Großhändler, und wüssten ihren Kunden zum Valentinstag auch andere Farben ansprechend zu präsentieren.

Warenbeschaffung verlief reibungslos

Hatte man im Vorfeld des Valentinstages noch mit Problemen bei der Warenbeschaffung gerechnet, waren die tatsächlichen Einkaufsbedingungen für die Großhändler jedoch sehr gut. „Diesmal sind alle Flieger aus Ecuador gelandet“, scherzt ein Händler. Ecuador-Rosen gehörten in diesem Jahr wieder zu den wichtigsten Produkten. Trotz Problemen mit Frösten, waren die Lieferungen aus Südamerika umfangreich und von hoher Qualität. Obwohl in den Niederlanden viele Gewächshäuser aufgrund der hohen Gaspreise kalt blieben, kam auch reichlich Ware aus dem Nachbarland. Bei keiner Produktgruppe gab es Engpässe. Zu teure Produkte fielen in diesem Jahr bei einigen Händlern einfach aus dem Sortiment. Einige empfahlen ihren Kunden extrem hochpreisige Produkte nicht mit der gewohnten Marge weiterzuverkaufen, um die Konsumenten nicht zu verschrecken.

Die meisten Großhändler haben jedoch langjährige Lieferanten und bei ihren Vorbestellungen in Bezug auf Preisentwicklung und Mengen vorgesorgt. So konnten viele, dank der guten Lieferbeziehungen, die Preisspitzen der letzten Tage umgehen. Eine noch bessere Planung für den Großhandel sei möglich, wenn die Blumengeschäfte nicht zunehmend in letzter Minute kaufen, sondern vorausschauend ordern würden, äußerten einige Großhändler. Zum Valentinstag gebe es keine Schnäppchen zu machen und letztendlich stehe dann nur das Tagesangebot zur Verfügung – und dann, so formuliert es ein Großhändler, gelte halt: „op is op“. So hätten eine Reihe von Floristen wegen der Preise weniger rote Rosen bestellt, aufgrund der Kundennachfrage aber am Valentinstag für die Abendkundschaft noch schnell nachgekauft.

Personalsituation in den Blumengeschäften zum Teil angespannt

Die meisten an der Umfrage teilnehmenden Großhändler hatten keine Pandemie bedingten Personalausfälle zu verzeichnen. In einigen Blumengeschäften wäre es jedoch schwierig gewesen, der ein oder andere habe improvisieren müssen. Hohe Belastungen gab es für allem für die Geschäfte, die nicht so viele Vorbestellungen abarbeiten konnten und „auf Zuruf“ binden mussten.

Aggressive Preiswerbung im Systemhandel

Nach den lockdowngetriebenen guten Umsätzen im Lebensmittel- und Systemhandel im Vorjahr, waren die Angebotsprospekte zum Valentinstag diesmal voll mit oft niedrigpreisigen Blumengeschenken. Mit wenigen Ausnahmen beobachteten die Großhändler aber keine großen Auswirkungen auf das Geschäft ihrer Kunden. „Den Valentinsstrauß kauft man beim Floristen“, betont ein Großhändler, im Hinblick auf die Individualität des Blumengeschenkes. Ein anderer fordert vom Blumenfachhandel mehr Aktivitäten im Vorfeld: „Der Fachhandel sollte ebenfalls werben. Nicht mit Preis, sondern mit Frische und Kreativität. Man sollte nicht auf die Prospekte der Supermärkte starren, sondern die eigene Fahne schwenken.“

Stimmungslage zuversichtlich

Die Pandemie hat noch immer Auswirkungen auf das Geschäft. So hat der Online-Handel insgesamt deutlich zugenommen, das gilt unter anderem für Geschenkt-Sträuße, aber auch für das Online-Geschäft im Großhandel. Traditioneller Fahrverkauf weicht vielerorts der Online-Bestellung, plus Auslieferung vor Ort.

Beim Blick auf das kommende Jahr zeigten sich alle Großhändler zuversichtlich. Nach den letzten beiden Jahren sei man schon recht erfolgsverwöhnt und habe hohe Erwartungen an die Blumentage und die kommende Saison, vielleicht müsse man sich sogar wieder ein wenig erden, äußert sich ein Blumengroßhändler zur Erwartungshaltung im Groß- und Einzelhandel. Einen anderen Aspekt spricht ein Händler aus dem Rheinland an: „Blumen und Pflanzen haben mehr an Bedeutung gewonnen und es ist davon auszugehen, dass das grundsätzlich so bleiben wird. Wichtig ist, dass unsere Produkte nicht zu teuer werden und für eine breite Konsumentenschicht erschwinglich bleiben. Dabei müssen wir die Auswirkungen der Inflation und die Kaufkraft im Auge behalten.“ (Quelle: Kirchhoff/BGI)

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