BGI fordert Nachbesserungen bei Corona-Maßnahmen

von Bernhard Simon

Wertschöpfungskette bundesweit stabilisieren, Hilfsangeboten unbürokratisch zugänglich machen, bei Saisonarbeitskräften Hürden überwinden.

BGI Präsident Norbert Engler (Foto: BGI)

„Alle Betriebe der grünen Branche stehen vor einer ungeahnten Herausforderung, die die gesamte Lieferkette betrifft. Eine Einschätzung der Höhe des wirtschaftlichen Schadens lässt sich wohl erst am Ende der sonst umsatzstärksten Monate treffen. Er wird je nach Bundesland und Absatzkanal sehr stark differieren. Ein schlechtes Frühjahrsgeschäft lässt sich im Jahresverlauf aber nirgendwo ausgleichen“, stellt BGI Präsident Norbert Engler fest. Dabei kämpfen die Großhändler mit den unterschiedlichen Regeln in den einzelnen Bundesländern.

 

Bundesweit Verkauf im Blumeneinzelhandel zulassen

In NRW hat sich gezeigt, dass im Blumenverkauf über alle Absatzwege die Sicherheitsmaßnahmen sehr wohl einzuhalten sind. In anderen Bundesländern dürfen Blumen zwar im LEH in Selbstbedienung, aber zum Beispiel nicht im Fachhandel oder auf dem Wochenmarkt verkauft werden. „Das führt zu einer gravierenden Wettbewerbsverzerrung auf Kosten der kleinen und mittleren Einzelhändler und dem damit verbundenen Großhandel. Uns als Großhändler ist es ein wichtiges Anliegen, dass Blumen und Pflanzen als Frischware für den täglichen Gebrauch auch über alle üblichen Kanäle abgesetzt werden können. Im Moment regelt dies nicht nur jedes Bundesland individuell, sondern sogar jedes Ordnungsamt legt die Regeln anders aus. Das hilft niemandem.“ betont der BGI Präsident. „Es stehen Existenzen auf dem Spiel. Dass die Gesundheit der Bevölkerung und der Mitarbeiter und ihrer Familien an vorderster Stelle steht, ist für alle das höchste Gut. Es wäre jedoch wichtig, im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten und unter Einhaltung der Sicherheitsvorschriften, die Absatzwege bundesweit wieder zu öffnen und die funktionierenden Lieferketten aufrechtzuerhalten.“

Für den Konsumenten ist es oft schwierig festzustellen, ob er im gewohnten Blumenladen oder in seinem favorisierten Gartencenter einkaufen kann. Der BGI begrüßt und unterstützt daher die Initiative der grünen Verbände unter Leitung des Zentralverband Gartenbau für die neue Plattform mit-abstand-gruen.de. Dort können Verbraucher mit Hilfe ihrer Postleitzahl nach geöffneten Geschäften im Facheinzelhandel suchen, die sich zur Einhaltung umfangreicher Sicherheitsmaßnahmen verpflichtet haben. „Kein Konsument sollte auf den Kauf von Blumen und Pflanzen verzichten müssen, sie sind gerade jetzt wichtig für das eigene Wohlbefinden und für den Erhalt der grünen Branche“, so Engler.

Lieferketten aus den Exportländern stabilisieren

Der BGI sieht aber noch weitere Felder, bei denen aktuell Problemlösungen gefragt sind. Für Schnittblumen-Importeure gab es in den letzten Wochen Probleme bei Frachtkapazitäten aus Übersee. Bei Schnittblumen, die häufig aus Ländern in Afrika, Südamerika oder Südeuropa stammen, übernehmen die importierenden Großhändler und die Versteigerungen die Verteilerfunktion im Handel. Hier gibt es Probleme mit Frachtkapazitäten, aber grundsätzlich ist das gewünschte Sortiment erhältlich und steht dem Einzelhandel zur Verfügung. Das dies so bleibt, ist wichtig für das Aufrechterhalten der Lieferketten aus den Erzeugerländern.

„Über lange Jahre wurden Lieferketten aufgebaut und in den Erzeugerländern eine Erwerbsgrundlage für viele Arbeiter geschaffen. Wenn es hier an Absatz fehlt, werden diese empfindlich getroffen, da dort kein soziales Netz die Strukturen aufrecht-erhalten kann. Die im Moment niedrigen Preise und fehlende Absatzmöglichkeiten schaffen hier enorme Probleme. Erschwerend kommt hinzu, dass einige Abnehmer hier nun ihre Zahlungsziele erhöhen oder Preise für Angebotsaktionen nachverhandeln wollen. Das bringt alle, die mit dem Rücken zur Wand stehen, in noch größere Schwierigkeiten.“ Hier fordert der BGI Präsident die Solidarität auch innerhalb der Wertschöpfungskette.

Unbürokratisches, der Situation angemessenes Handeln

Die bestehenden finanziellen Hilfsangebote des Bundes können einen kurzen Zeitraum überbrücken helfen, wenn die Gelder schnell und unbürokratisch fließen. Kredite könnten das Problem jedoch nur auf einen späteren Zeitpunkt verschieben, wenn nicht grundsätzlich dafür gesorgt ist, dass für Produktion und Handel Absatzmöglichkeiten bestehen. „Wir haben auch zunehmend Rückmeldungen aus unseren Mitgliedsbetrieben, dass die Hausbanken die Bearbeitung der KfW-Kredite ohne Begründung ablehnen, obwohl der Gesetzgeber die Verfahren deutlich vereinfacht hat“, berichtet Engler.

Darüber hinaus sieht der BGI Probleme im Zusammenhang mit dringend benötigten Saisonarbeitskräften aus Osteuropa, deren Einreise durch die Bundesregierung gut gelöst wurde, aber von deren Heimatländern nun offensichtlich erschwert wird.

Auch darf durch eine Verschärfung der Grenzkontrollen der Warenfluss von Blumen und Pflanzen als Frischware nicht beeinträchtigt werden. „In NRW sind wir über die Entscheidung von Ministerpräsident Laschet sehr froh, dass die Grenzen zu den für uns so wichtigen Niederlanden weiterhin offen sind“, betont der BGI Präsident. „In dieser Krisensituation müssen getroffene Maßnahmen immer wieder neu bewerten und dann entsprechend schnell angepasst werden.“

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Bernhard Simon – 
Dienstleistungen für die “Grüne Branche”

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