Ein Gras für alle Fälle
Ein Gras, das für Botaniker kein „echtes Gras“ ist, als Staude des Jahres? Was hat sich der Bund deutscher Staudengärtner denn dabei gedacht! Das könnte man im ersten Moment denken, denn prächtige Blüten oder einen zarten Duft sucht man bei der Gattung der Seggen (Carex) vergeblich. Bei genauerer Betrachtung wird jedoch schnell klar, wie die Staudenprofis zu ihrer Entscheidung gelangt sind.
Das lichte Gelb von Carex elata ‚Bowles Golden‘ leuchtet bei dem Sonnenlicht am Teichrand sehr strahlend und harmoniert wunderbar mit der intensiven Blütenfarbe der Sumpfdotterblume (Caltha palustris). Ein schöner Effekt ist auch, dass sich hier die Pflanzen im Wasser spiegeln. (Bild: GMH/Cassian Schmidt).
Seggen sind Weltenbummler, und das schon seit mehr als 30 Millionen Jahren, wie fossile Pflanzenfunde beweisen. Bis auf das tropische Tiefland kommen sie nahezu überall vor. Besonders viele der geschätzten 1.000 Arten stammen allerdings aus Nordamerika und Ostasien. „Zu den vielen Vorzügen der Seggen gehören ihr malerischer Wuchs, ihre Langlebigkeit und Anpassungsfähigkeit“, sagt Cornelia Pacalaj von der gartenbaulichen Lehr- und Versuchsanstalt in Erfurt.Sie verweist auf die dreikantigen Halme, durch die sich die Seggen eindeutig von den Süßgräsern (Poaceae) mit hohlen knotigen Halmen und den Binsen (Juncaceae) mit runden markigen Halmen unterscheiden.
Durch ihre Arbeit im Versuchswesen und in der Staudensichtung weiß die Gräserexpertin: Seggen zählen schon lange zu den heimlichen Stars der Staudenszene, sei es im Garten, in öffentlichen Grünanlagen oder auf dem Balkon.