SF-Soepenberg: Zukunftstechnologie der Reststoffverwertung

von Bernhard Simon
Der Verein Agrobusiness Niederrhein lud zu einer spannenden Betriebsbesichtigung beim Mitgliedsunternehmen SF-Soepenberg GmbH in Hünxe ein. Die Teilnehmenden erhielten exklusive Einblicke in die innovativen Konzepte rund um Reststoffverwertung, Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Düngemittelproduktion.

Die Besuchergruppe von Agrobusiness Niederrhein mit einem Tankauflieger im Hintergrund.
(Foto: Agrobusiness Niederrhein)

Dr. Anke Schirocki, Geschäftsführung von Agrobusiness Niederrhein, begrüßte die Gäste und betonte die Bedeutung von Netzwerken und Wissenstransfer in der Agrar- und Umweltwirtschaft. Die Gastgeber Martin Teloo und Daniela Keysers, Geschäftsführung der SF-Soepenberg GmbH, sowie Susanna Huse aus dem Marketing führten durch das Programm.
Vom Reststoff zum Wertstoff
Soepenberg ist ein zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb mit über 70 Mitarbeitenden an sechs Standorten in Deutschland. Die Firma wurde 1954 in den Niederlanden gegründet und ist seit 2022 ein deutsches 
Unternehmen mit Hauptsitz in Hünxe. Es betreut über 1.250 Kunden aus der Chemie-, Lebensmittel- und Getränkeindustrie – darunter Molkereien, Zuckerhersteller und Brauereien – und entwickelt maßge-schneiderte Lösungen zur Aufbereitung und Wiederverwertung von Reststoffen.
Forschung für die Zukunft
Ein Highlight der Veranstaltung war die Vorstellung der Forschungs- und Entwicklungsabteilung, die aktuell sechs Mitarbeitende umfasst. In Zusammenarbeit mit Hochschulen wie der Universität Bonn, der Hoch-schule Rhein-Waal und der Hochschule Magdeburg werden öffentlich geförderte Projekte realisiert. Dazu zählen Projektnamen wie „SAFT“, bei dem es um die Ansäuerung von Schweinegülle zur Reduktion von Methan- und Ammoniakemissionen geht, oder „ASAP“ mit dem Schwerpunkt der Alkalinisierung von Gülle zur Emissionsminderung.
Nachhaltigkeit und Innovation
„Unsere Tankauflieger sind mit einem speziellen Rührwerk ausgestattet, damit Material wie Kieselgur in Bewegung bleibt“, erklärt Martin Teloo. „Ohne Rührwerk würde die Substanz hart wie Stein werden und ist dann nur noch mit Hammer und Meißel zu entfernen“, sagt der Geschäftsführer. Kieselgur dient in Brauereien zur Bierfiltration, um Trübstoffe zu entfernen. Nach dem Brauprozess ist es ein Reststoff, der dann von Soepenberg abgeholt und aufbereitet wird.
An den Standorten in Hünxe und Braunschweig liegt die Kapazität des Tanklagers bei über 32.000 m³. „Das ist unsere Stärke gegenüber anderen Anbietern. Wir können jederzeit kurzfristig liefern“, so Teloo. „Die Herausforderung dabei ist jedoch, dass die Industrie 24/7 produziert und die Hauptsaison zum Düngen im Frühjahr liegt“, erzählt er weiter. „Dann kann die Lagerung bis zu einem Jahr dauern. Das Zeitfenster für die Düngung betrug letztes Jahr beispielsweise nur circa zwei Wochen, da die Felder aufgrund der Witterungsbedingungen nur begrenzt befahrbar waren“, erklärt Martin Teloo.
Neben der technischen Führung über das Gelände beeindruckte das Unternehmen mit seinem Engagement für Nachhaltigkeit: Die firmeneigene Photovoltaikanlage produziert mehr Strom, als vor Ort verbraucht wird.
Fachkräftesicherung im Blick
Soepenberg bildet in verschiedenen kaufmännischen Berufen aus und bietet duale Studiengänge sowie Fachpraktika für Studierende an. Damit investiert das Unternehmen gezielt in die Fachkräfte von morgen.
iPHOS: Intelligentes Phosphorrecycling für die Zukunft
Ein zentrales Innovationsprojekt ist das eigens entwickelte Verfahren iPHOS – kurz für intelligentes PHOSphorrecycling aus Klärschlamm. Ziel ist es, den wertvollen Nährstoff Phosphor, der in Klärschlamm enthalten ist, effizient zurückzugewinnen und als hochwertigen Dünger nutzbar zu machen. Dabei wird Phosphor in Form von Struvit ausgefällt – einem festen, nicht wasserlöslichen, aber zu 100 % pflanzenverfügbaren Granulat, das sogar im ökologischen Landbau eingesetzt werden kann.
Das Verfahren wurde zunächst im Labor entwickelt und zeigte dort bereits vielversprechende Ergebnisse.
Um die Technologie praxisnah zu erproben, hat Soepenberg eine mobile iPHOS-Anlage konzipiert und gebaut – ein vollständig eigenentwickelter Prototyp mit modernster Technik, der bereits patentiert ist.
„Diese mobile Anlage wird in Kürze auf einer kommunalen Kläranlage mit einer Kapazität von bis zu 60.000 Einwohnern in Betrieb genommen“, sagt Martin Teloo. „Dort wird sie vor Ort Abwasser behandeln und Struvit direkt aus dem Klärschlamm gewinnen“, sagt er weiter. Der große Vorteil dabei ist: Der Klärschlamm muss anschließend nicht mehr einer kostenintensiven Monoverbrennung zugeführt werden – ein echter Beitrag zur Ressourcenschonung und zur Reduktion von CO₂-Emissionen.
Langfristig soll die Technologie skalierbar und flexibel einsetzbar sein – sowohl auf kommunalen als auch auf industriellen Kläranlagen. Damit leistet Soepenberg einen wichtigen Beitrag zur Schließung von Nähr-stoffkreisläufen und zur nachhaltigen Düngemittelproduktion in Deutschland.

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