Pflanzengräber. Das beschreibt sie wohl am Treffendsten, diese Ansammlungen einsamer Gräser oder samt Kübel in den Boden eingelassener Oleander inmitten von Wüsten aus aufgeschüttetem Kies. Kies, zwischen dem auch bei Verwendung eines Unkrautvlieses spätestens nach einem halben Jahr die ersten Unkräuter keimen. Kies, in dem sich im zweiten Jahr Löwenzahn, Disteln und Wegerich häuslich eingerichtet haben und der im dritten Jahr dann mangels Pflege einfach nur noch verwahrlost aussieht.
Blütenparadies: Mit Gehölzen, Stauden und Sommerblumen bepflanzte Vorgärten empfangen Besucher freundlich und laden zum Entdecken mit allen Sinnen ein. (Foto: GMH)
Die Mär vom pflegeleichten Kiesgarten, sie ist wohl das merkwürdigste und verheerendste Missverständnis der jüngeren Gartengeschichte. Denn eigentlich liegt ihr ein wunderschöner, abwechslungsreicher und üppig blühender Garten zugrunde: der Kiesgarten von Beth Chatto. Ausgerechnet in einer der trockensten Gegenden Englands, auf von Kies und Geröll durchsetztem Sandboden hatte die berühmte englische Gartengestalterin ein blühendes Paradies geschaffen. In den 1970er Jahren scheinbar ein Wunder. Tatsächlich wendete sie aber schlicht einen Grundsatz an, der heute zum Handwerkszeug jedes ausgebildeten Gärtners gehört: Pflegeleicht sind Gärten dann, wenn die dort gepflanzten Arten bestmöglich auf den Standort und aufeinander abgestimmt sind.