Landgard hat die Landgard Awards 2023 in den Kategorien ‚Mitgliedsbetrieb des Jahres‘ ‚Nachwuchspreis‘, ‚Innovationspreis‘ und ‚Nachhaltigkeitspreis‘ vergeben. Die diesjährigen Preisträger sind Volker und Dominik Janssen (Mitgliedsbetrieb des Jahres), Michelle Pfeifer (Nachwuchspreis), Leo Berghs-Trienekens (Innovationspreis) und Georg Hanka (Nachhaltigkeitspreis).
„Engagierte und ideenreiche Betriebe sind die Basis unserer Erzeugergenossenschaft und der Grünen Branche insgesamt. Sie stehen für die Vergangenheit, die Gegenwart und vor allem für die Zukunft des Gartenbaus und wir als Genossenschaft können immer nur so stark sein, wie es unsere Mitgliedsbetriebe sind. Daher freut es mich umso mehr, dass wir vier unserer Betriebe mit dem Landgard Award auszeichnen und uns damit nicht zuletzt für ihre Leistung und Innovationskraft bedanken“, so der Landgard-CEO Oliver Mans.
Die Verleihung der Landgard Awards markierte den Höhepunkt der Abendveranstaltung im Rahmen einer übergreifenden Gremiensitzung im hessischen Grünberg. Die Laudatoren bei der Preisverleihung waren Dr. Svea Pacyna-Schürheck (Geschäftsführerin Landgard Obst & Gemüse GmbH & Co. KG), Stefan Rütten (Geschäftsführer Landgard West Obst & Gemüse GmbH), Johannes Kronenberg (Geschäftsführer Landgard Blumen & Pflanzen GmbH) und Stefan Grett-Winkel (Geschäftsführer Landgard Fachhandel GmbH & Co. KG). Die Überreichung der Landgard Awards hat zum Teil bereits im Vorfeld der Gremiensitzung in den Betrieben der Preisträger stattgefunden. Auch Bert Schmitz, der Aufsichtsratsvorsitzende der Landgard eG sowie weitere Gremienmitglieder der Bereiche Blumen & Pflanzen und Obst & Gemüse nahmen an der Verleihung der Landgard Awards teil und gratulierten den Preisträgern.
Mitgliedsbetrieb des Jahres: Edelrot GmbH – Erdbeeren vom linken Niederrhein
In der Kategorie „Mitgliedsbetrieb des Jahres“ wird ein Betrieb für sein langjähriges Engagement für die Erzeugergenossenschaft Landgard und die Branche sowie für eine konsequent zukunfts- und kundenorientierte Ausrichtung ausgezeichnet. All das trifft auf die Edelrot GmbH in Viersen zu. Übergeben wurde der Award von Stefan Rütten, Geschäftsführer der Landgard West Obst & Gemüse GmbH. Der Betrieb liegt am Niederrhein, nahe dem Großraum Düsseldorf sowie der niederländischen Grenze, und wird in dritter Generation von Volker Janssen und seinem Sohn Dominik geleitet.
Auf 13 Hektar Anbaufläche, davon fünf Hektar unter Glas und geheizt, vier Hektar ungeheiztes Foliengewächshaus und vier Hektar Folientunnel, werden zwischen April und Dezember durchgehend Erdbeeren geerntet und über Landgard vermarktet. Hinzu kommen sechs Hektar für die eigene Jungpflanzenproduktion. Bei der Produktion stehen die beiden Sorten Elsanta und Malling Centenary im Mittelpunkt. Darüber hinaus werden auch immer wieder neue Sorten getestet. Bei der Produktion setzt der Betrieb Edelrot ganz auf den geschützten Anbau mit Abdeckungen über den Früchten. Dadurch ist ein optimaler Schutz gegen Wettereinflüsse wie Wind, Regen und starke Sonneneinstrahlung gewährleistet. Darüber hinaus wachsen die freihängenden Pflanzen in einem Rinnensystem auf 1,5 Meter Höhe in 100 Prozent Kokosnussschalensubstrat und ohne Bodenberührung.
Aufgrund der globalen Energiesituation und den künftigen Klimaschutzanforderungen setzt der Betrieb auf Wärmeenergie aus nachwachsenden Rohstoffen. „Zur Hauptenergieerzeugung nutzen wir eine Biomassebefeuerungsanlage, die mit Hackschnitzeln befeuert wird. Neben der Biomassebefeuerungsanlage erzeugen wir Wärme mithilfe eines Blockheizkraftwerkes auf Basis von Biomethangas. So stellen wir eine emissionsfreie Energieerzeugung sicher“, so Dominik Janssen. Die erzeugte Wärme wird in einem Puffertank mit einem Fassungsvermögen von einer Million Litern Heizungswasser gespeichert und bei Bedarf abgerufen. Zusätzliche Heizenergie wird mit einer Kohleheizanlage erzeugt.
Wegen der deutlich gestiegenen Produktionskosten durch Preissteigerungen in Bereichen wie Mindestlohn, Substrate, Dünger, Energie und Treibstoff werden Investitionen aktuell auch bei der Edelrot GmbH noch genauer auf ihre Wirtschaftlichkeit hin geprüft. Daher stehen aktuell vor allem günstigere Foliensysteme wie der Anbau im Tunnel ohne Stellage und die Produktion im Boden im Fokus. „Auch remontierende Sorten sind insgesamt im Kommen. Ihre Vorteile sind geringere Kosten und weniger Aufwand und Materialeinsatz bei der einmaligen Pflanzung“, erklärt Volker Janssen.
Nachhaltigkeitspreis für Georg Hanka
Der Landgard Award in der Kategorie „Nachhaltigkeit“ zeichnet einen Betrieb aus, der besonders umweltbewusst und nachhaltig ausgerichtet ist.
Hanka Gartenbau in Kempen am Niederrhein ist ein moderner Topfpflanzenbetrieb, der an drei Standorten auf rund vier Hektar Gesamtfläche im geschlossenen System von Februar bis Oktober Bellis, Ranunkeln, Beet- und Balkonpflanzen, Nelken, Helianthus und Solanum jasminoides kultiviert. Georg Hanka leitet das Familienunternehmen in zweiter Generation. Mit Sohn Franz und Tochter Luise arbeitet die dritte Familiengeneration ebenfalls bereits im Betrieb mit. Bei gärtnerischen Themen wie neuen Produkten, Kulturverfahren, biologischem und chemischem Pflanzenschutz oder Torfreduktion sind Georg Hankas Cousin Thomas Van de Loo und Norbert Üllekes federführend.
Georg Hanka ist als Betriebsleiter sehr aufgeschlossen und immer interessiert an neuer Technik. So hat er den 1961 von seinen Eltern gegründeten Betrieb bis heute zu einem modernen und besonders ressourcenschonenden Gartenbauunternehmen weiterentwickelt. Bereits 2007 setzte die Familie Hanka an dem damals neu gegründeten Unternehmensstandort „Hanka III“ auf eine moderne Wärmepumpenheizung.
Ein besonderer Erfolgsfaktor der nachhaltigen Arbeit bei Gartenbau Hanka ist zudem die Kultur auf Betonboden. Dieses Verfahren hat es möglich gemacht, sowohl den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln als auch den Energie- und Wasserverbrauch deutlich zu senken. Bereits ab Februar heizt die Sonne den Betonboden so weit auf, dass dieser als Passivspeicher dient und die zusätzliche Fußbodenheizung in den Foliengewächshäusern deutlich reduziert werden kann. Ab März verzichtet das Familienunternehmen in der Regel fast vollständig auf eine separate Heizung. Zweifache Teflonfolie lässt das Licht in maximaler Qualität und Menge in die modernen Foliengewächshäuser. Und seit 2022 bietet ein doppelter Energieschirm, je nach Bedarf, eine zusätzliche Wärmedämmung oder Schatten. Zudem erlaubt er es der Familie Hanka, früher zu kultivieren und auch wärmeliebende Pflanzen zu produzieren – bei geringerem Energieverbrauch. Eine optimale Versorgung der Pflanzen mit Feuchtigkeit und Nährstoffen wird über die Ebbe-Flut-Bewässerung gewährleistet. Dank des geschlossenen Systems und eines guten Recyclings wird dazu weniger Wasser benötigt. Beim Thema Pflanzenschutz setzt Hanka Gartenbau überall dort, wo dies möglich ist, auf den Einsatz von Nützlingen.
Nachhaltigkeit erstreckt sich für Georg Hanka aber auch auf das Personal. „Mir war es immer wichtig, mit einem Team zu arbeiten und ein Betriebsklima zu haben, in dem sich die Leute wohlfühlen“, betont der 61-Jährige. Selbst in der Saison werden daher geregelte Arbeitszeiten eingehalten und das Wochenende beginnt spätestens am Samstagmittag. Das sowas mit der richtigen Struktur auch im Gartenbau möglich ist, erlebte Georg Hanka bereits vor der Meisterschule bei Auslandsaufenthalten in Amerika, Dänemark Spanien und England. Zurück im Familienbetrieb, hat er dann damit begonnen, die notwendigen Strukturen aufzubauen.
„Es ist wichtig, als Betrieb nicht nur jeden Cent zu rechnen, sondern auch Haltung zu zeigen und eine Vision für die Zukunft zu haben“, erklärt der Betriebsinhaber. „Schließlich tragen wir auch eine Verantwortung für die Gesellschaft.“
In naher Zukunft soll darum auch am 1993 gegründeten Betriebsstandort „Hanka II“ eine Wärmepumpe die dort bisher verwendete Gasheizung ersetzen. Der Strom, der an den drei Unternehmensstandorten verwendet wird, wird ab 2024 von Photovoltaikanlagen auf den eigenen Hallendächern stammen. Und auch bei der Kultur der Pflanzen probiert Gartenbau Hanka regelmäßig neue, umweltschonendere Verfahren wie etwa den Einsatz von Schafswollpellets als organischer Dünger oder von torffreien Substraten.
Innovationspreis: Leo Berghs-Trienekens
Mit dem Landgard Award in der Kategorie „Innovationspreis“ wird ein Betrieb gewürdigt, der sich durch innovative Produkte, Dienstleistungen, Geschäftsmodelle oder Technologien für die Grüne Branche auszeichnet.
Die Wahl der Award-Jury fiel auf Leo Berghs-Trienekens, den Inhaber von Leo Berghs-Trienekens Gemüsebau in Straelen. Er produziert in seinem Betrieb Salat im so genannten Hydroponik-Anbau. Der Begriff Hydroponik leitet sich aus den griechischen Wörtern „hydro“ für Wasser und „ponos“ für Arbeit ab. Im Gartenbau steht Hydroponik für ein Verfahren zur Aufzucht und Kultivierung von Zier- und Nutzpflanzen ohne Erde oder Substrat in einem Wasser-System unter Einsatz von Nützlingen und einer reduzierten, bedarfsgerechten Düngung. Dabei hängen die Wurzeln der Pflanzen in einer Nährlösung, die aus Wasser und darin gelösten Nährstoffen besteht.
Für den hydroponischen Salatanbau nutzt Leo Berghs-Trienekens ein Gewächshaus, in dem zuvor überwiegend Tomaten angebaut wurden. Aufgrund der gestiegenen Energiepreise entschied er sich im letzten Jahr jedoch, das Heizen im Gewächshaus einzustellen. Der letzte Satz der durch die Sonne gereiften Tomaten wurde geerntet und das Gewächshaus anschließend leer geräumt. Hier baut Leo Berghs-Trienekens jetzt Blattgemüse und Salat hydroponisch an. Somit wächst der Salat jetzt bei Berghs-Trienekens nicht mehr nur im Freien, sondern auch im Gewächshaus auf Schwimmplatten.
Die auf den Kunststoffplatten schwimmenden Salat-Pflanzen nehmen über die im Wasser hängenden Wurzeln immer genau die Nährstoffe auf, die sie gerade benötigen. Ein besonders wichtiger Vorteil des Hydroponik-Anbaus ist laut Leo Berghs-Trienekens die Nachhaltigkeit. „Durch das geschlossene System und eine minimale Verdunstung können wir Wasser sparen und es findet keine Auswaschung von Dünger statt. Dadurch haben wir auch keine Nitratbelastung. Darüber hinaus sorgt die direkte Versorgung der Pflanzen mit Nährstoffen anstatt der im Freiland üblichen Nährstoffsuche im Boden für ein optimiertes Wachstum und sehr geringen Schädlingsbefall.“ Ein weiterer Vorteil des Hydroponik-Anbaus ist die sehr effiziente Flächenausnutzung. So würde für die Menge an Salat, die der Betrieb auf der Hydroponik-Fläche kultiviert, im Freiland ein vielfaches an Platz benötigt.
Nachwuchserzeugerin des Jahres: Michelle Pfeifer, Handelsgärtnerei Pfeifer GmbH
In der Kategorie „Nachwuchspreis“ wird eine Persönlichkeit gewürdigt, der es gelungen ist, die Nachfolge in einem bestehenden Betrieb erfolgreich sicherzustellen und ihn zukunftsfähig am Markt zu positionieren.
In diesem Jahr geht der Landgard Award in der Kategorie „Nachwuchspreis“ an die 26-jährige Michelle Pfeifer, die gemeinsam mit ihrem Vater Dietmar die Handelsgärtnerei Pfeifer in Erfurt leitet. Dietmar Pfeifer hat den Betrieb, in dem 20 festangestellte Mitarbeitende beschäftigt sind, 1993 gegründet. Auf fünf Hektar Freiland und 0,5 Hektar überdachter Fläche werden vor allem Zierpflanzen kultiviert. Das Sortiment der Handelsgärtnerei reicht von Blumenzwiebeln sowie Beet- und Balkonpflanzen im Frühjahr, über Stauden im Sommer bis hin zu Sempervivum und bepflanzten Schalen, wovon der Betrieb über das Jahr verteilt rund eine halbe Million mit saisonalen Pflanzen produziert. Zur Arbeitserleichterung kommen moderne Topfmaschinen, Gießwagen und Transportbänder zum Einsatz. Auch das Thema Nachhaltigkeit liegt Michelle Pfeifer sehr am Herzen, daher werden unter anderem mehrere Photovoltaikanlagen zur Energieerzeugung genutzt. Ein Energiemanagementsystem sorgt dafür, dass dieser Strom in erster Linie im Betrieb genutzt werden kann. Um die Plastikmenge zu reduzieren, setzt der Betrieb auf wiederverwendbare Trays, verfügt über eine eigene Waschanlage für Wasserpaletten und recycelt darüber hinaus alle dafür geeigneten Werkstoffe. „Mich begeistert an meinem Job vor allem, dass er sehr abwechslungsreich ist. Es gibt jeden Tag etwas Neues zu tun und wir verändern immer wieder Kleinigkeiten, um unser Sortiment oder unsere Produktionsmethoden weiterzuentwickeln. So haben wir in diesem Jahr zum Beispiel auf neue Stauden umgestellt“, berichtet Michelle Pfeifer.
Die Handelsgärtnerei Pfeifer beliefert deutschlandweit die Cash & Carry-Märkte von Landgard und arbeitet darüber hinaus auch mit dem Retail-Bereich von Landgard zusammen. An der genossenschaftlichen Organisation als Landgard-Mitgliedsbetrieb schätzt Michelle Pfeifer neben den vielfältigen Vermarktungsmöglichkeiten vor allem auch den intensiven Austausch mit anderen Betrieben und den Mitarbeitenden bei Landgard. Dadurch kann sie als junge Betriebsinhaberin viele wertvolle Kontakte knüpfen und sich über aktuelle Themen und Herausforderungen austauschen.