Inflationsrate im Juli 2020 bei minus 0,1 Prozent

von Bernhard Simon

Weitergabe der Mehrwertsteuersenkung an die Verbraucherinnen und Verbraucher beeinflusst Preisentwicklung

Die Inflationsrate in Deutschland − gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vorjahresmonat – lag im Juli 2020 bei -0,1 %. Die vorläufigen Zahlen von Ende Juli 2020 wurden somit bestätigt.

Damit ging die Inflationsrate im Juli 2020 zurück (Juni 2020: +0,9 %). Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, sanken die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vormonat Juni 2020 um 0,5 %.

Verbraucherpreisindex, Juli 2020
-0,1 % zum Vorjahresmonat
-0,5 % zum Vormonat

Harmonisierter Verbraucherpreisindex, Juli 2020
0,0 % zum Vorjahresmonat
-0,5 % zum Vormonat

Senkung der Mehrwertsteuer zum 1. Juli 2020 dämpft die Preisentwicklung 

Nachdem die Inflationsrate im Juni 2020 leicht angestiegen war, dämpfte die Mehrwertsteuersenkung zum 1. Juli 2020 als eine Maßnahme des Konjunkturpakets der Bundesregierung nun die Preisentwicklung. In welchem Umfang die niedrigeren Steuersätze an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben wurden, ist nur schwer nachweisbar, da die Preisentwicklung von vielen Faktoren abhängt. Der Einfluss der Senkung der Mehrwertsteuersätze kann daher nur modellmäßig berechnet werden. Unter der Annahme einer vollständigen und sofortigen Weitergabe der Mehrwertsteuersenkung an die Verbraucherinnen und Verbraucher ergibt sich im Juli 2020 rein rechnerisch eine um 1,6 Prozentpunkte niedrigere Inflationsrate. Ohne die Steuersenkung wäre die Inflationsrate also maximal 1,6 Prozentpunkte höher gewesen.

Preisrückgang bei Energieprodukten binnen Jahresfrist hat sich verstärkt, Preisanstieg bei Nahrungsmitteln hat sich abgeschwächt 

Die Preise für Waren insgesamt verbilligten sich von Juli 2019 bis Juli 2020 um 1,4 %. Ein Grund dafür dürfte die Mehrwertsteuersenkung sein: So hat sich der Preisrückgang bei Energie gegenüber dem Vorjahresmonat trotz wieder steigender Ölpreise auf dem Weltmarkt mit -6,7 % leicht verstärkt (Juni 2020: -6,2 %). Vor allem verbilligten sich Heizöl (-31,3 %) und Kraftstoffe (-12,9 %). Zudem verteuerte sich Strom nur noch um 2,1 % (Juni 2020: +4,1 %). Die Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich binnen Jahresfrist um 1,2 %, auch hier hat sich der Preisauftrieb deutlich abgeschwächt (Juni 2020: +4,4 %). Im Einzelnen wurden aber erneut überdurchschnittliche Preiserhöhungen bei Obst (+7,8 %) sowie Fleisch und Fleischwaren (+5,4 %) ermittelt. Billiger wurden hingegen beispielsweise Speisefette und Speiseöle (-3,4 %). Auch in anderen Warengruppen gingen die Preise unter anderem durch die Mehrwertsteuersenkung zurück, beispielsweise für Bekleidung und Schuhe (-1,7 %) sowie für langlebige Gebrauchsgüter (-1,0 %). Merklich teurer blieben jedoch Tabakwaren (+6,6 %), die von der Mehrwertsteuersenkung ausgenommen sind.

Inflationsrate ohne Energieprodukte mit +0,8 % deutlich über der Gesamtteuerung 

Die Preisrückgänge bei Energieprodukten gegenüber dem Vorjahresmonat wirkten sich weiterhin dämpfend auf die Inflationsrate aus: Ohne Berücksichtigung der Preise für Energieprodukte hätte die Inflationsrate im Juli 2020 bei +0,8 % gelegen, ohne Energieprodukte und Nahrungsmittel bei +0,7 %.

Dienstleistungen verteuerten sich binnen Jahresfrist überdurchschnittlich um 1,2 %, Mehrwertsteuersenkung wirkt sich hier kaum aus 

Die Preise für Dienstleistungen insgesamt erhöhten sich im Juli 2020 gegenüber dem Vorjahresmonat überdurchschnittlich um 1,2 %. Bedeutsam war hier die Erhöhung bei den Nettokaltmieten (+1,4 %), da private Haushalte einen großen Teil ihrer Konsumausgaben dafür aufwenden und diese zudem nicht von der Mehrwertsteuersenkung betroffen sind. Für Leistungen beim Friseur und für die Körperpflege (+4,9 %) und beim Besuch in Restaurants, Cafés und im Straßenverkauf (+1,6 %) mussten trotz Mehrwertsteuersenkung höhere Preise bezahlt werden. Fahrkarten im Fernverkehr wurden hingegen deutlich günstiger (-16,0 %). Dies ist vor allem auf die bereits seit Jahresbeginn gesunkene Mehrwertsteuer für Bahnfernfahrten von 19 % auf 7 % zurückzuführen und nur teilweise auf die aktuelle Senkung des ermäßigten Steuersatzes von 7 % auf 5 %.

0,5 % niedrigere Preise im Vormonatsvergleich 

Im Vergleich zum Juni 2020 sank der Verbraucherpreisindex insgesamt im Juli 2020 um 0,5 %. Die Preise für Energieprodukte insgesamt gingen um 0,7 % zurück, vor allem sanken die Preise für Heizöl (-4,4 %). Hingegen stiegen die Kraftstoffpreise um 1,5 %. Insbesondere saisonbedingt erhöhten sich im Ferienmonat Juli auch die Preise für Pauschalreisen (+16,6 %) und Flugtickets (+4,6 %), wobei das Angebot hier eingeschränkt war. Günstiger als im Juni 2020 waren im Juli 2020 zahlreiche Güter infolge der Weitergabe der Mehrwertsteuersenkung. So sanken die Preise für Nahrungsmittel insgesamt deutlich um 2,7 %, bei Obst (-3,2 %) und Gemüse (-6,1 %) gab es zudem saisonbedingte Preisrückgänge. Billiger wurden auch Bekleidung und Schuhe (-4,6 %), vorrangig bedingt durch Preisnachlässe für Sommerartikel.

Inflationsrate im Euroraum voraussichtlich bei +0,4 % 

Der für den internationalen Vergleich berechnete Harmonisierte Verbraucherpreisindex für Deutschland (HVPI) blieb im Juli 2020 gegenüber dem Stand von Juli 2019 unverändert. Nach der Schnellschätzung von Eurostat vom 31. Juli 2020 lag die Inflationsrate im Euroraum bei +0,4 %.

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Bernhard Simon – 
Dienstleistungen für die “Grüne Branche”

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