Engpässe bei der Versorgung mit Energie, Schwierigkeiten bei der Lieferung von Rohstoffen, Vorprodukten und Handelswaren, sowie ein sich verschärfender Arbeitskräftemangel belasten die Herstellung von Waren und Dienstleistungen in nahezu allen Wirtschaftsbereichen. Dadurch werden nicht nur die Produktionsmöglichkeiten eingeschränkt, sondern auch die Produktionskosten als Folge der angebotsseitigen Knappheiten in die Höhe getrieben.
Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Waren und Dienstleitungen noch kräftig. Insgesamt sind somit die Produktionskapazitäten der deutschen Wirtschaft, die durch die Angebotsschocks reduziert wurden, nach Einschätzung der vom ifo Institut befragten Unternehmen seit Jahresbeginn überausgelastet. Damit stiegen die Preise nicht nur, weil sich Energie, Rohstoffe und Vorprodukte, die Deutschland größtenteils aus dem Ausland importiert, spürbar verteuerten. In einigen Wirtschaftsbereichen stiegen sie auch, weil eine hohe Nachfrage eine Ausweitung der Unternehmensgewinne ermöglichte.
Inflationsrate rückläufig
Die Inflationsrate dürfte in den kommenden Monaten zurückgehen. Dafür sorgen die staatlichen Strom- und Gaspreisbremsen, die ab Dezember ihre Wirkung entfalten. Dennoch wird der heimische Inflationsdruck noch eine Weile hoch bleiben. Zum einen wird die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen auch im kommenden Jahr nicht zuletzt als Folge der breit angelegten staatlichen Entlastungspakete gestützt. Zum anderen dürften hohe Tarifabschlüsse sowohl die Kaufkraft als auch die Lohnkosten merklich steigern. Insgesamt dürfte die Inflationsrate von 7,8% in diesem Jahr auf 6,4% im kommenden Jahr sinken. Gleichzeitig wird die Kernrate voraussichtlich von 4,8% auf 5,8% steigen.
Konjunkturelle Entwicklung von unterschiedlichen Kräften geprägt
Der hohe Preisauftrieb wird vor allem im Winterhalbjahr die verfügbaren Realeinkommen der privaten Haushalte sinken lassen und damit die Konsumkonjunktur abkühlen. Erst ab der zweiten Jahreshälfte dürften die Einkommen im Verlauf wieder stärker zulegen als die Preise und damit der private Konsum an Fahrt aufnehmen. Auch die Baukonjunktur wird sich zunächst weiter abkühlen. Hohe Baupreise und steigende Zinsen lassen die Nachfrage nach Bauleistungen einbrechen. Das Verarbeitende Gewerbe dürfte dank der hohen Auftragsbestände seine Produktion weiter moderat ausweiten und dann mit dem allmählichen Auslaufen der Lieferengpässe wieder deutlich kräftiger expandieren.
Zusammengenommen wird die gesamtwirtschaftliche Leistung in den beiden Quartalen des Winterhalbjahres 2022/23 um 0,3% bzw. 0,4% gegenüber dem Vorquartal zurückgehen. Damit wird die deutsche Wirtschaft in eine technische Rezession geraten. Ab dem Frühjahr 2023 dürfte sich die Konjunktur dann wieder erholen und die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte mit kräftigeren Raten zulegen. Alles in allem wird das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 1,8% zunehmen und im kommenden Jahr geringfügig um 0,1% schrumpfen. Im Jahr 2024 liegt der Zuwachs dann wieder bei 1,6%.