BGI veranstaltete den 4. Schnittblumentag rund um das Thema Importe

von Bernhard Simon

Ausgehend von einem Selbstversorgungsgrad von Schnittblumen in Deutschland von 10 bis 20 Prozent zeigt sich die Bedeutung des Themas Import für den deutschen Großhandel.

„Import-Aktivitäten neu denken“ lautete daher der Titel des BGI-Schnittblumentages am 26.Juni 2019 für seine Mitglieder.

Kann eine Ausweitung des Warenbezuges auf Klein- und Mittelständische Unternehmen in den Erzeugerländern den deutschen Großhandel dabei unterstützen ein differenziertes Sortiment aufzubauen und im Markt an individuellem Profil zu gewinnen? Oder steht über die vorhandenen Bezugswege ausreichend Ware zur Verfügung? Diese grundlegende Fragestellung beschäftigte die Teilnehmer des hervorragend besuchten Schnittblumentages in Straelen.

BGI diskutiert über Chancen, Hindernisse Wünsche im Schnittblumen-Großhandel (Foto: CO COCEPT)

Import Promotion Desk stößt Importprojekte aus Schwellenländern an

Zum Start in den Tag begrüßte der BGI Vorstandsvorsitzende Norbert Engler die Anwesenden und Referenten und legte das Augenmerk auf die Aktivitäten des Import Promotion Desk, das die Veranstaltung des BGI unterstützte. Dr. Julia Hoffmann vom IPD erläuterte die Ziele des vom Entwicklungsministerium geförderten Projektes, das den Auftrag hat, nachhaltig Wirtschaftsstrukturen in ausgewählten Partnerländern zu fördern. Sie appellierte an die Anwesenden, die Aktivitäten des IPD als Chance für den Großhandel zu nutzen und Kontakte zu Lieferanten in ausgewählten geeigneten Exportländern aufzubauen.
Im Auftrag des IPD wurden dazu zwei Studien erstellt, die den Teilnehmern des Schnittblumentages vorgestellt wurden. Milco Rikken von ProVerde erläuterte den Kriterien-Katalog, nach dem geeignete Partnerländer identifiziert und ausgewählt wurden, Dr. Marianne Altmann von CO CONCEPT berichtete aus Sicht der Nachfrageseite, welche Anforderungen von Seiten des Handels für Direktimporte gestellt werden. In der anschließenden Podiumsdiskussion rund um „Chancen und Hindernisse für den deutschen Direktimport“ zeigte sich eine breite Meinungsvielfalt zu diesem Thema.


Gibt es einen Markt für neue Produkte?
Das bestehende Angebot decke hinlänglich die vorhandene Nachfrage so einige Diskussionsteilnehmer, man müsse nur die jahrelang gewachsenen Kontakte und Handelswege nutzen. Auch wäre es schwierig neue Produkte am Markt zu etablieren und man brauche einen langen Atem, um eine ausreichende Nachfrage im Einzelhandel zu generieren. Andere Großhändler waren jedoch der Auffassung, dass neue Lieferländer mit neuen Produkten und Qualitäten durchaus zur eigenen Profilierung beitragen und für das gewisse Extra sorgen können.

Sich neuen Trends zu öffnen und diese für sich zu interpretieren, betrachteten einige Händler als wichtige Grundlage für einen zukünftigen Geschäftserfolg. Ein Großhändler beschrieb die Situation mit einem Beispiel aus dem Lebensmittelbereich: „Wer hätte vor einigen Jahren gedacht, dass die junge Generation heute nur noch Pommes frites aus Süßkartoffeln essen möchte, von Quinoa und Chia ganz zu schweigen?“

Nachhaltigkeit, Transparenz und Logistik als Herausforderungen
Im Nachmittagsprogramm ging es dann um die praktischen Herausforderungen, die Direktimporte mit sich bringen. Dr. Karlheinz Kröll berichtete über die Plattform „Chain of Trust“. In einem Pilotprojekt mit Erzeugerbetrieben aus Ecuador wurde eine digitale Informations- und Handelsplattform entwickelt, die auf Nachhaltigkeit und Transparenz in Produktion und Handel basiert und bei der Qualitätssicherung und Rückverfolgbarkeit an erster Stelle stehen.

Matthias Hucke, Vorstand der FBI Flora Blumenimport- und Handels eG erläuterte wie FBI durch die Gründung eines Handelsbetriebes in den Niederlanden für die Mitglieder von FBI eine bessere Kostenstruktur, Einkaufszeiten, Logistik und Digitalisierung für importierte Ware erreichen konnte.

Jeroen Oudheusden von der Floriculture Sustainability Initiative (FSI) stellte in seinem Vortrag das Thema der positiven Kommunikation in den Mittelpunkt. Die der FSI beigetretenen Unternehmen haben sich zum Ziel gesetzt, dass 90 der Blumen und Pflanzen im Markt verantwortlich produziert und gehandelt werden. Bei der Durchführung und Förderung von Projekten stehen die Stärkung von Frauen in der Gesellschaft der Produktionsländer, existenzsichernde Löhne, eine verbesserte Transparenz in der Kette, integrierter Pflanzenschutz und das Abwassermanagement der Produktionsländer im Fokus. Dies gelte es zu kommunizieren, so Oudheusden, um der Diskussion über negative Umwelteffekte durch den Zierpflanzenbau ein Gegengewicht zu geben.
Rainer Wittenfeld, Geschäftsführer Perishable Center Frankfurt ging in seinem Vortrag auf die logistische Praxis der Importe am Frankfurter Flughafen als Drehkreuz ein. Das Perishable Center ist spezialisiert auf temperaturgeführte Luftfracht und liefert dem Blumenhandel eine Reihe von Dienstleistungen zur Optimierung der Abwicklung in der Lieferkette. Kenia ist dabei das mit Abstand wichtigste Herkunftsland, wobei Rosen fast Dreiviertel der Blumenimporte ausmachen. Das Perishable Center setzt bei seinen Serviceleitungen auf eine Frischestabilisierung durch schnelle, stabile und produktschonende Kühlung und eine umfassende und kundenindividuelle Qualitätskontrolle.

Eline van den Berg stellte die Holland Flower Alliance vor, eine Kooperation der Royal FloraHolland mit dem Flughafen Schipol und den Fluggesellschaften KLM Cargo und AIRFRANCE Martinair. Das Projekt setzt dabei auf Wissensvermittlung in alle Richtungen, so wurden beispielsweise die Piloten der Fluggesellschaften an die Versteigerung eingeladen, um die von ihnen transportieren Produkte und Absatzwege kennenzulernen und es fanden Logistik-Workshops in den Erzeugerländern statt. Erstes Ergebnis ist eine transportoptimierte Verpackung für eine bessere und einfachere Beladung der Frachträume.

Import-Aktivitäten neu denken – was braucht der Handel?
Im Anschluss an die Vorträge standen in einem Walk around-Workshop drei Diskussionsthemen um die Anforderungen des Großhandels an Direktimporte im Mittelpunkt. Welche Serviceleistungen sind notwendig, auf welchen Plattformen lassen sich Produzenten und Großhändler am besten zusammenbringen? Welche neuen/anderen Produkte könnten den Groß- und Fachhandel stärken, und wie kann man den Markt auf diese Produkte vorbereiten?
In seinem Fazit zur Veranstaltung lud Norbert Engler alle Teilnehmer ein, das Thema weiterzuverfolgen. In einer Blitzabstimmung zeigten sich fast alle Anwesenden interessiert an weiteren Informationen von Seiten des IPD, zur Verfolgung von Projekten rund um Direktimporte von Schnittblumen aus Schwellenländern.

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