Konsumklima fällt leicht

von Bernhard Simon

Ergebnisse der GfK-Konsumklimastudie für September 2017

Die exzellente Stimmung der Verbraucher setzt ihren Höhenflug im September vorerst nicht fort. Sowohl die Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung gehen zurück. Dagegen legt die Konjunkturerwartung wieder leicht zu. GfK prognostiziert für Oktober einen Rückgang des Konsumklimas gegenüber dem Vormonat um 0,1 Zähler auf 10,8 Punkte.

Die Deutschen sehen die Wirtschaft auch im Herbst auf einem soliden Wachstumskurs. So legt die Konjunkturerwartung nach den Einbußen aus dem Vormonat wieder zu. Dagegen wird der zuvor fünfmonatige Aufwärtstrend der Einkommenserwartung im September gestoppt. In deren Schlepptau verliert auch die Anschaffungsneigung leicht. Beide behalten jedoch ihr überaus hohes Niveau bei, so dass hier weniger von einer Trendwende nach unten als vielmehr von einer Stabilisierung gesprochen werden kann.

Konjunkturerwartung legt wieder zu

Nach dem Rückschlag im Vormonat fängt sich die Konjunkturerwartung im September dieses Jahres und legt wieder moderat zu. Mit einem Plus von 3 Zählern kompensiert der Indikator einen Teil des Rückganges aus dem August. Er weist gegenwärtig 33,4 Punkte auf. Das deutliche Plus des Indikators im Vergleich zum Vorjahr in Höhe von 26,6 Zählern ist zudem ein klares Indiz für die anhaltend gute Konjunkturstimmung.

Die Deutschen sehen ihre Wirtschaft nach wie vor im Aufwind. Vor allem vom Arbeitsmarkt kommen regelmäßig positive Nachrichten, wonach die Arbeitslosenquote beständig zurückgeht, während die Zahl der Erwerbstätigen kontinuierlich steigt. Alleine in diesem Jahr sollen nach Prognosen der Wirtschaftsexperten über eine halbe Million Erwerbstätige hinzukommen. Derzeit sind mehr als 44 Millionen Personen erwerbstätig, so viel wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Und dies schlägt sich auch in den Wachstumszahlen des Bruttoinlandsproduktes nieder. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ergibt sich kalenderbereinigt – also unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Zahl der Arbeitstage – für das zweite Quartal gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs des BIP von 2,1 Prozent, nach 2,0 Prozent in den ersten drei Monaten des Jahres.

Einkommenserwartung: Rekordjagd gestoppt

Die Einkommensaussichten der Verbraucher haben im September ihre mehrmonatige Rekordjagd – zumindest vorerst – gestoppt. Nach fünf Anstiegen in Folge muss der Einkommensindikator wieder einen Dämpfer hinnehmen. Er verliert 8,7 Zähler. Mit den immer noch sehr beachtlichen 52,7 Punkten liegt er nahezu exakt auf Vorjahresniveau (September 2016: 52,6 Punkte).

Trotz des Rückgangs bleibt das Niveau der Einkommenserwartung überaus hoch. Die Deutschen gehen angesichts der exzellenten Arbeitsmarktsituation davon, dass sie auch künftig deutliche Einkommenszuwächse zu verzeichnen haben. Und das Statistische Bundesamt stützt diesen Optimismus. In einer kürzlich veröffentlichten Meldung hat es für das zweite Quartal 2017 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum ein Reallohnplus von 1,2 Prozent ermittelt. Dies ist gegenüber dem ersten Vierteljahr eine Verdoppelung der Wachstumsrate. Denn von Januar bis März 2017 betrug das Plus 0,6 Prozent.

Da sich die gesetzlichen Renten in Deutschland an der Lohnentwicklung der Beschäftigten orientieren, weisen auch die Ruheständler ansehnliche Zuwächse ihrer Bezüge auf. Dies dürfte den Einkommensindikator zusätzlich stützen.

Konsumneigung behauptet sehr hohes Niveau

Trotz geringer Rückgänge kann die Anschaffungsneigung ihr sehr gutes Niveau auch im September behaupten. Der Indikator verliert 1,1 Zähler und weist aktuell 57,0 Punkte auf. Im Vergleich zum Vorjahr steht im Moment ein Plus von knapp 4 Zählern zu Buche.

Die deutschen Verbraucher bleiben somit in bester Kauflaune. Ein Arbeitsmarkt in Bestform sorgt dafür, dass nur sehr wenige Beschäftigte derzeit um ihren Job fürchten müssen. Dies führt zu erhöhter Planungssicherheit, gerade wenn es um größere Anschaffungen bzw. Ausgaben geht, die womöglich die Aufnahme eines Kredites erfordern.

Die große Kauflaune in Verbindung mit der guten Beschäftigungslage sowie signifikanten Einkommenszuwächsen schlägt sich auch im Kaufverhalten der Bundesbürger nieder. So stiegen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die Umsätze im Einzelhandel im Juli nominal um 4,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (real: 2,7 Prozent). Die Tatsache, dass der Einzelhandel in den ersten sieben Monaten 2017 sogar um 4,6 Prozent (real: 2,8 Prozent) zulegen konnte, belegt, dass dies keine Eintagsfliege war.

Konsumklima: erster Rückgang nach fünf Anstiegen in Folge

Nach 10,9 Zählern im September prognostiziert GfK für Oktober einen Rückgang auf 10,8 Punkte. Somit muss der Indikator nach fünf Anstiegen in Folge wieder leichte Einbußen hinnehmen. Dennoch bleibt die Konsumstimmung in überaus guter Form. Die Binnenkonjunktur wird auch weiterhin einen wichtigen Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland leisten.

GfK bestätigt seine Prognose von Beginn dieses Jahres, wonach der private Verbrauch in diesem Jahr real um 1,5 Prozent zunehmen wird.

Das Bild ist trotz der exzellenten Situation im Inland jedoch nicht ungetrübt. International drohen eine Reihe von Risiken auch die konjunkturelle Lage in Deutschland zu beeinträchtigen. Die Spannungen um das Atomprogramm von Nordkorea nehmen ständig zu, die Brexit-Verhandlungen scheinen nur sehr schleppend voran zu kommen und andere Krisenregionen, wie Syrien und der Irak, kommen nicht zur Ruhe. Zudem ist nach wie vor nicht klar, wie sich die US-Regierung mit ihrer Handelspolitik künftig positionieren wird. Sollten hier die protektionistischen Tendenzen zunehmen, würde dies auch die Exportnation Deutschland treffen. In diesem Fall wäre dann vermutlich auch die Konsumkonjunktur beeinträchtigt.

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Bernhard Simon – 
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