Es gibt Gehölze, die besitzen eine besondere Aura: Mit einer natürlichen wohlwollenden Autorität ausgestattet, ist es unmöglich, einfach so an ihnen vorüber zugehen. Magnolien gehören zu diesen Gehölzen. In ihrer Nähe verlangsamt sich unwillkürlich der Schritt, der Blick wandert den malerisch geformten Stamm empor, bleibt bewundernd an den schimmernden Blütenschalen hängen und man wundert sich über die seltsam feierliche Stimmung, die einen mit einem Mal erfasst.
Erhabene Schönheit: Nach der Hauptblütezeit im Frühling überraschen Tulpen-Magnolien (Magnolia soulangeana) oft noch mit einer Nachblüte im Juni und September. (Bild: GMH/GBV)
Vielleicht spüren wir unbewusst, dass Magnolien lebende Fossilien sind, die vor Jahrmillionen sogar in unseren Breiten wuchsen. Von den Eiszeiten nach Ostasien, Nordamerika und ins nördliche Südamerika zurückgedrängt, fanden sie schließlich als Ziergehölze den Weg zurück in die Parks und Gärten. Bis eine neu gepflanzte Magnolie den stattlichen Habitus jener Exemplare erreicht, die in den Vorgärten vieler Gründerzeitvillen anzutreffen sind, dauert es zugegeben eine ganze Weile. Dann jedoch verwandeln die altehrwürdigen Gehölze ihre Umgebung zur Blütezeit in verwunschene Traumwelten, die ihresgleichen suchen.