Naschbalkon: Ernten auch ohne Garten

von Bernhard Simon

Der Naschbalkon liegt voll im Trend. Kein Wunder, denn das Pflanzenangebot aus Gartenbaubetrieben im Rheinland wird immer abwechslungsreicher und exotischer.

Schokoladen-Minze wächst neben dauertragenden Erdbeeren und ausgefallenen Gemüsesorten wie Andenbeere, und Mexiko-Gurken liefern Gemüsesnacks. Auf dem Balkon lassen sich würzige Kräuter, aromatisches Gemüse und saftige Früchte zwar nur in kleinen Mengen anbauen. Doch immer mehr Menschen kommen auf den Geschmack, sich ab und an etwas Leckeres aus eigener Ernte in den Mund zu schieben oder damit Speisen und Getränke aufzuwerten.

GMH_2016_20_02Kompakt wachsende Tomaten- und Chili-Pflanzen versprechen viel Genuss auf kleinstem Raum. (Bild: GMH/LVR)

Strauchbasilikum ist robust

Eine große Auswahl an Küchenkräutern bringt zum Beispiel Johannes Dick in den Handel. Petersilie, Schnittlauch und großblättriges Basilikum gibt es inzwischen in jedem gut sortierten Supermarkt. Deshalb darf es im Balkonkasten etwas ausgefallener zugehen. „Ein abgehärtetes Strauchbasilikum der Sorte Ajaka gehört für mich auf jeden Naschbalkon“, sagt der Gärtner aus Bornheim bei Bonn. Die mehrjährige, gut verzweigte Pflanze mit botanischem Namen Ocimum kiliman x basilicum bildet bei ausreichend Sonne würzige Blätter, die den ganzen Sommer über geerntet werden können.

Auch bei Sommerdrinks ist Basilikum voll im Trend und ersetzt hier und da die Minze, zum Beispiel im Gin Basil Smash. Das Getränk besteht aus Gin, Basilikum, Zitronensaft und Zuckersirup, hat eine grüne Farbe und schmeckt fruchtig-frisch.

Bildunterschrift: Es braucht keinen Garten für die eigene Ernte – Naschpflanzen und Kräutern reichen ein sonniger Standort in Töpfen, Kästen und Kübeln. (Bildnachweis: GMH/ Fridulin)

Es braucht keinen Garten für die eigene Ernte – Naschpflanzen und Kräutern reichen ein sonniger Standort in Töpfen, Kästen und Kübeln. (Bildnachweis: GMH/ Fridulin)

Chilis von mild bis mega-scharf

Wer exotische Küche liebt, hat sicherlich auch an scharfen Chilis seine Freude. Die Auswahl an Pflanzen des Gartenbaubetriebs Blu aus Langenberg bei Bielefeld ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Großfruchtiges Bullhorn-Chili (Capsicum annuum) gilt mit einer Schärfe von 2.500 bis 3.000 Scoville eher als süße Paprika, die sich sehr gut zum Füllen eignet. Die Scoville-Skala dient zur Abschätzung der Schärfe von Paprikafrüchten. Wer es mega-scharf mag, kann „Feuerküsschen“ heranziehen. Bereits eine kleine Schote dieser Chilipflanze gibt einem ganzen Topf Gulasch eine pikant-scharfe Note.

Exotisches Gemüse zum Naschen

Gefragtes Naschgemüse sind derzeit auch gelbe Andenbeeren (Physalis peruviana). Im Kübel wird die Pflanze gut einen Meter hoch und bildet regelmäßig neue, schmackhafte Früchte aus. Für den Balkonkasten eignet sich Ananas-Kirsche (Physalis pruinosa). Sie bleibt kompakt und bildet ihre kleinen, aromatischen Früchte ebenfalls in dekorativen, pergamentartigen Lampions. Klein aber fein sind auch mexikanische Minigurken (Melothria scabra). Die nur etwa daumennagelgroßen Früchte wachsen an rankenden Pflanzen und sehen aus wie kleine Wassermelonen. Sie lassen sich relativ einfach auf dem Balkon kultivieren und können direkt vom Strauch genascht werden.

Erdbeeren mit Kräutern kombinieren

Nach wie vor hoch im Kurs bei Naschern stehen Erdbeeren. Neue Sorten sind nicht nur robust und sehr aromatisch. „Es gibt auch Dauerblüher, die von Ende Juni bis zum ersten Frost durchgehend Früchte tragen“, berichtet Erich Janssen aus Kalkar. Unter dem Namen „Fridulin“ hat er Neuzüchtungen in den Handel gebracht, die es Hobbygärtner besonders leicht machen. Ihre weißen oder rosa Blüten und hübschen Früchte geben in Kästen, Kübeln und Hängeampeln ein apartes Bild ab. Wichtig für eine reiche Ernte und süße Früchte sind ein heller Standort, regelmäßige Düngung und nicht zu nasse Wurzeln.

Kombinieren lassen sich Nascherdbeeren auf dem Balkon unter anderem mit Minze-Variationen in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen von Ananas bis Schoko. Kräutergärtner Dick empfiehlt zudem, Erdbeeren zusammen mit Azteken-Süßkraut (Lippia dulcis) zu probieren: Die gut 20 Zentimeter hohe Pflanze ist eine Alternative zu Stevia. Ihre Blätter schmecken aromatisch, und der enthaltene Süßstoff ist tausendmal stärker als Zucker. Das Süßkraut bildet zudem weiße Blüten aus, die nicht nur schön aussehen, sondern auch gut schmecken.Bildunterschrift: Erdbeeren gedeihen gut auf dem Stadtbalkon und sehen zu-dem schön aus. (Bildnachweis: GMH/ Fridulin)

Erdbeeren gedeihen gut auf dem Stadtbalkon und sehen zu-dem schön aus. (Bild: GMH/ Fridulin)

Fruchtsalbei (Salvia) eignet sich gut für die Zubereitung raffinierter Obstsalate. Es gibt eine große Vielfalt an Geschmacksrichtungen von Ananas (S. rutilans) über Honigmelone (S. elegans) bis zu Johannisbeere (S. ovrahamis) mit aromatisch duftenden Blättern und schönen Blüten. Salbei hilft zudem durch seine Inhaltstoffe bei der Abwehr gegen Kohlweißlinge, Raupen und Schnecken. Ätherischen Öle, wie sie auch in anderen mediterranen Kräutern wie

Lavendel (Lavendula), Oregano (Origanum) und Thymian (Thymus) enthalten sind, sollen abschreckend gegen Blattläuse wirken. Zur Vorbeugung gegen Mehltaubefall hat sich bewährt, Kerbel (Anthriscus), Knoblauch (Allium sativum) und Schnittlauch (Allium schoenoprasum) zwischen die anfälligen Pflanzen zu setzen.

Tipp: Naschpflanzen gut mit Dünger versorgen

Die Pflege eines Naschbalkons ist relativ simpel. Wenn der Standort stimmt, braucht es nur wenige Handgriffe, damit es mit der Ernte klappt. Voraussetzung sind große Kästen und Kübel, in denen die Pflanzen genügend Platz finden. Die Gefäße brauchen mindestens eine Dränage-Schicht aus Blähton, besser noch sind Löcher, aus denen überschüssiges Wasser ablaufen kann. „Staunässe ist Killer Nummer eins auf dem Balkon“, sagt Andre Segler vom Gartenbaubetrieb Blu aus Langenberg. Er empfiehlt zudem, hochwertige Erde zu verwenden. Wer teure Pflanzen in billiges Substrat setzt, spare am falschen Ende, da es meist nicht genügend Wasser speichert. Für eine ausreichende Düngung rät der Gärtner, die Erde beim Pflanzen mit Hornspänen zu vermischen. Dieser Dünger zersetzt sich nur langsam und versorgt die Pflanzen so über einen längeren Zeitraum. Für ein gutes Wachstum sollte im Juni oder Juli dann noch einmal nachgedüngt werden. „Sonst fehlt den Pflanzen auch die Kraft, Früchte auszubilden.“

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Bernhard Simon – 
Dienstleistungen für die “Grüne Branche”

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