Der Gartenbau in Frankreich hat Probleme wie in Deutschland

von Bernhard Simon

AzercaAzerca Sommerreise: Betriebe gehen zuversichtlich in die Herbstsaison

Mindestlohn, Nachwuchsmangel und Absatzschwierigkeiten sind im Gartenbau keine typisch deutschen Probleme. Gärtner aus dem Elsass berichteten den Teilnehmern der Azerca-Sommerreise vom 31.Juli – 2. August im deutsch-französischen Grenzgebiet eindrücklich von den Rahmenbedingungen des französischen Gartenbaues. Aufgrund des Mindestlohns sind Saisonarbeitskräfte nicht billiger, aber sie sind eher verfügbar als einheimische Mitarbeiter, berichtet David Freimann, Geschäftsführer des Gartenbauunternehmens Les Callunas d ́Alsace in Bischoffsheim.

Wie sich der Arbeitskräftemangel auswirkt, zeigt sich exemplarisch bei seinem Zugeständnis an die Mitarbeiter : Ein zu frühes Stecken wegen des Ramadan führte zu verstärkten Bewurzelungsproblemen, weil die Stecklinge noch zu weich waren. Die höheren Endverkaufspreise für Pflanzen in Frankreich nützen den Produzenten wenig, da die Sozialabgaben auch höher und die Absatzmengen aufgrund der Preise kaum auszuweiten sind. So setzt der Betrieb, der sich auf gefärbte Callunen spezialisiert hat, auf den Export nach Skandinavien, Belgien und auch in die Türkei.

Azerca_pd30_Callunas-d-AlsaceDavid Freimann, Les Callunas d ́Alsace, erläutert seinen deutschen Kollegen die Maschine zum Heidefärben – er bietet mit einem speziellen Marketingkonzept acht unterschiedliche Farben an. Er produziert 95 % weiß blühende Sorten.(Foto: Banse-Azerca)

Viele französische Betriebe haben schon ihre Produktion aufgegeben, weil es keinen Markt für große Mengen gibt, berichtet Richard Sonnendrucker aus Bilwisheim. Er setzt auf sehr starke Qualitäten. „An geringen Qualitäten verdient die gesamte Wertschöpfungskette nichts“, ist sein Resümee. Töpfe mit Hinweisen auf regionale Herkunft hält er nur dann für sinnvoll, wenn sie in qualitativ guten Endverkaufsbetrieben verkauft werden, „sonst schadet es eher dem Image“. Seine Spezialitäten sind hochpreisige, dekorierte Pflanzschalen für Supermärkte und der Verkauf sehr guter Qualitäten an Gartencenter.

Dem hohen Importdruck von Beet- und Balkonware begegnet Christian Kammerer in Geispolsheim mit einer Aufteilung seines Betriebes zu je einem Drittel in Produktion, Cash und Carry sowie Endverkauf. Poinsettien, Cyclamen und auch Chrysanthemen verkauft er in seinen eigenen drei Gartencentern in Töpfen mit dem Aufdruck „la production regionale“.

Eine Trennung von Züchtung und Produktion ist ein Ziel, das Geranien Endisch mit dem Kauf 2009 und dem aktuellen Erweiterungsbau in Essingen erreichen will. Die hohe Sonneneinstrahlung am Standort und die nun sehr guten Lichtverhältnisse im Neubau sind für die Jungpflanzenproduktion äußerst vorteilhaft. Auch logistisch sind die örtliche Lage und der Innenausbau ideal, berichteten Manfred Sitorius und Marcel Endisch.

Während der Azerca-Sommereise – traditionell der zentrale Austausch vor der Heidesaison – zeigten die Azercaner viel Zuversicht für den Herbstverkauf. Callunen und Eriken stehen in guten Qualitäten auf den Feldern – aufgrund des etwas geringeren Angebot es in diesem Jahr, ist ein reges Interesse des Handels schon früher zu verzeichnen. „Wie auch die französischen Kollegen sehen wir Azercaner eine Zukunft für den Gartenbau, stellt der Azerca-Vorsitzende Gerhard Friedrich fest.

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Bernhard Simon – 
Dienstleistungen für die “Grüne Branche”

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